Discours du Vice-Premier ministre, ministre de l'Économie, Étienne Schneider, à la Chambre de Commerce

"Luxemburg setzt konsequent auf den Ausbau sogenannter Nischenkompetenzen."

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Discours du Vice-Premier ministre, ministre de l'Économie, Étienne Schneider, à la Chambre de commerce

"Frau Minister,

Herr Präsident der Handelskammer,

Liebe Gäste,

Das Thema der heutigen Deutsch-Luxemburgischen Wirtschaftskonferenz lautet:

"Anwendungsorientierte Forschung. Wie kann durch Wissenstransfer die Wirtschaft von morgen gestärkt werden?"

Diese Frage, vor allem aber die dazugehörige Antwort, ist für Luxemburg wichtiger denn je. Nachdem sich das Großherzogtum im 20. Jahrhundert vom Agrarstaat zum Industriestandort und schließlich zum Finanz- und Dienstleistungsland entwickelt hat, läutete der Anfang des 21.

Jahrhunderts den nächsten Wandel für unsere Wirtschaft ein. Luxemburg baut weiterhin auf den bestehenden Finanzsektor und die klassische Industrie, entwickelt sich aber mit zunehmendem Tempo zu einem auf Wissen, Forschung und Innovation bauenden Wirtschaftsraum.

Um diese Entwicklung zu unterstützen und ihr Form zu verleihen, blicken wir des öfteren auch über die Mosel und schauen uns, wie früher bei der Klassenarbeit, das ein oder andere vom Nachbarn ab. Dieses Unterfangen ist natürlich nur von Erfolg gekrönt, wenn der Nachbar seine Hausaufgaben gemacht hat und weiß, was er da tut. Wir haben daran keine Zweifel. Nicht umsonst sind die Gründlichkeit und das Fachwissen des deutschen Ingenieurs in der ganzen Welt ein Begriff, Deutschland eines der exportstärksten Länder überhaupt und der innovative Mittelstand in Deutschland eine Stärke, um die viele Sie beneiden.

Viele dieser Unternehmen gehören zu den sogenannten "hidden champions" und sind Marktführer in ihrem Bereich. Auch Luxemburg kann auf einige solcher "hidden champions" bauen, dennoch gibt es Unterschiede zwischen den Wirtschaftsstrukturen unserer Länder. Luxemburg hat sein Wachstum neben den einheimischen Spitzenunternehmen wie SES, Eurocomposite, Rotarex oder IEE, vor allem der Zuwanderung ausländischer Unternehmen zu verdanken. Große Namen wie Goodyear, Dupont oder Delphi sind seit einigen Jahrzehnten in Luxemburg ansässig und tragen mit ihrer Wirtschaftsleistung zum nationalen Wohlstand bei. Der Begriff "Mittelstand", wie er Ihnen in Deutschland geläufig ist, wird in Luxemburg nicht ganz deckungsgleich angewendet. Wenn wir in Luxemburg vom Mittelstand sprechen, meinen wir damit vor allem das Handwerk, das bei uns, wie auch bei Ihnen in Deutschland, einen sehr wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsentwicklung leistet. Die Strukturen des Handwerks unserer beiden Länder sind durchaus vergleichbar, zum Beispiel die Ausbildungsmöglichkeiten im Betrieb. Ähnlichkeiten sind auf vielen Ebenen aus zu machen.

Meine Damen und Herren,

Forschung, Innovation und Entwicklung spielen für das Großherzogtum eine immer größer werdende Rolle. Auch Bildung spielt eine entscheidende Rolle. Europa und ganz besonders Luxemburg, sind arm an natürlichen Rohstoffen und müssen deshalb für die Zukunft auf ihr Humankapital setzen. Es gilt, sowohl die bestehenden Unternehmen, als auch die jungen "Start-up’s" in ihren Bemühungen zu unterstützen. Auch hier ist Deutschland für uns in einigen Bereichen ein Vorbild. Fraunhofer oder Max Planck Institute sind nur zwei Beispiele dafür, wie effiziente Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen und Unternehmen funktionieren kann. Ziel ist es, die öffentliche und die private Forschung näher zusammen zu bringen. Sicherlich wird die Grundlagenforschung auch in Zukunft ihren Platz haben und haben müssen. Dennoch wird es für die Wirtschaft in Luxemburg und in Europa immer wichtiger, die Ergebnisse der Forschungsbemühungen auch in Produkte oder Dienstleistungen, die auf dem internationalen Markt bestehen können, um zu setzen.

Luxemburg ist mit einem gewissen Rückstand in dieses Rennen gestartet. Wie jedoch bereits des Öfteren bewiesen, sind wir ziemlich schnell in der Umsetzung, wenn eine Entscheidung erst

einmal gefällt ist. So haben wir in den letzten 10 bis 15 Jahren erhebliche Ressourcen in den Ausbau der Forschung in Luxemburg investiert. 2003 wurde die Universität gegründet, welche sich seitdem sehr gut entwickelt. Unsere Forschungsinstitute CRP Gabriel Lippmann und CRP Henri Tudor wurden umstrukturiert und ihr Zusammenschluss zu einer noch effizienteren Forschungseinrichtung, steht kurz vor ihrem Abschluss. Auf einer 120 Hektar großen Industriezone im Süden des Landes - in Luxemburg bedeutet das ungefähr 20 Minuten Autofahrt von hier entfernt - ist der Aufbau der "Wissensstadt" in vollem Gange. Hier werden, ab nächstem Jahr, die verschiedensten Forschungseinrichtungen des Landes, zusammen mit innovativen Unternehmen und "Start-up’s", ein neues Zuhause finden.

Nachdem Luxemburg, wie bereits erwähnt, über Jahrzehnte, vor allem durch zugewanderte Unternehmen gewachsen ist, hat sich in den letzten Jahren eine dynamische "Start-up" Szene entwickelt. Neben den in Luxemburg gegründeten Unternehmen, zieht dieses fruchtbare Umfeld auch immer mehr Gründer aus dem Ausland an. Luxemburg hat die Wichtigkeit solcher kleinen, aber hoch innovativen Unternehmen erkannt. Sie werden durch Inkubatoren, wie dem "Technoport" oder das "House of Biohealth", durch maßgeschneiderte Unterstützung der „Luxinnovation“, die Agentur für Forschung und Entwicklung, aber auch durch finanzielle Unterstützung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten unterstützt.

Luxemburg setzt konsequent auf den Ausbau sogenannter Nischenkompetenzen. Im Bereich Biotechologien sind es, zum Beispiel, Krebserkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen und personalisierte Medizin, in denen die Kompetenzen weiter ausgebaut werden. Umwelttechniken, Logistik und IT sind drei weitere Sektoren, in denen spezifische Nischenkompetenzen entwickelt werden.

Auch das Handwerk sollte in diesem Rahmen nicht vernachlässigt werden. Luxemburg liegt, beim Thema Handwerk, vor allem das nachhaltige Bauen am Herzen. Hierbei wird eine konsequente Politik des Kompetenzaufbaus und des regulatorischen Drucks betrieben. So dürfen in Luxemburg, ab 2017, nur noch Wohnhäuser gebaut werden, die dem Passivhausstandard entsprechen. Um den Unternehmen die Verwendung und das Erlernen neuer Technologien zu erleichtern, werden die Innovationsbemühungen der Unternehmer von staatlicher Seite unterstützt. Ein Beispiel hierfür ist Neobuild, ein Innovationszentrum für nachhaltiges Bauen, welches von den privaten Unternehmen angestoßen wurde, von staatlicher Seite mitfinanziert und von der öffentlichen Forschung unterstützt wird. Neobuild verfügt über ein innovatives Gebäude, welches als "living lab" funktioniert und im laufenden Betrieb erlaubt, neue Materialien und Produkte zu testen. Außerdem stehen im Gebäude Büros für "Start-up’s", Konferenz- und Schulungsräume, sowie Labore zur Verfügung. Zusammen mit der direkt daneben gelegenen Schulungseinrichtung für das Baugewerbe, ermöglicht Neobuild, das konkrete Umsetzen, sowie das Testen und die Zurschaustellung schöpferischer Ideen im Bereich des nachhaltigen Bauens.

Dass sich in diesen oder auch anderen Bereichen in Luxemburg auch immer mehr ausländische "Star-up’s" niederlassen, ist für uns nicht wirklich überraschend. Luxemburgs Wirtschaft ist seit jeher eine sehr offene Wirtschaft, mit allen Vor-und Nachteilen, die eine solche Ausrichtung mit sich bringt. Zwei der großen Vorteile, auf die wir sehr stolz sind, sind die multikulturelle Gesellschaft und die Vielsprachigkeit, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben.

Liebe Gäste aus Deutschland, hätten wir die Zeit, würde ich Ihnen empfehlen, sich einmal hier am Kirchberg in einen Bus zu setzen, in die Stadt zu fahren, ein wenig durch unsere schöne Innenstadt zu schlendern und sich vielleicht anschließend noch zu einem Kaffee in eines unserer charmanten Bistrots zu setzen. Sie wären überrascht, wie viele verschiedene Sprachen Sie alleine auf diesem kleinen Ausflug zu hören bekämen. Luxemburg ist kurz davor einen Ausländeranteil von 50% zu erreichen, in Luxemburg Stadt sind es bereits 65% und dies ohne die rund 160.000 grenzüberschreitenden Pendler aus der Großregion mit einzurechnen. Laut Statec, liegt unser Ausländeranteil heute genau bei 45,3%. Außerdem gibt es in Luxemburg, anders als in manch anderen Ländern Europas, keine rechtsradikalen Strömungen oder gar politische Parteien in diese Richtung. Es ist also auch nicht verwunderlich, dass auch die Unternehmer in Luxemburg zu 75% im Besitz eines ausländischen Passes sind. Auch in Zukunft müssen wir diese Unternehmer aus aller Welt durch attraktive Rahmenbedingungen und Zugang zu Forschung und Entwicklung auf höchstem Niveau nach Luxemburg ziehen und zum Bleiben ermutigen, damit Sie bei uns ihre Unternehmen und ihre Familien gründen. Es muss ihnen zu Wachstum und Wohlstand verholfen und ihnen die Möglichkeit gegeben werden, ihr Wissen der hiesigen Wirtschaft zu Gute kommen zu lassen.

Zu diesen günstigen Rahmenbedingungen zählen unter anderem auch eine moderne Infrastruktur und Gesetzgebung. Ins besondere gilt dies für die Digitalisierung der Unternehmen und deren Zugang zu einer qualitativ hochwertigen IT Infrastruktur. Wir sind heute eines der Länder mit den besten und schnellsten Internet-Verbindungen, den sichersten

Datenübertragungen und einer hochmodernen IT Infrastruktur, zu der, sowohl ein ausgedehntes Glasfasernetz, als auch Datenzentren der Spitzenklasse zählen. Auch die Forschung wurde in diesem Bereich unermüdlich voran getrieben und wir können heute auf international anerkannte Forschungszentren, wie das "Interdisciplinary Centre for Security, Reliability and Trust", kurz "SnT", zu Recht stolz sein.

Dieses optimale Umfeld hat viele internationale Unternehmen aus dem IT Bereich auf Luxemburg aufmerksam werden und eine Wirtschaftszweig entstehen lassen, der für Luxemburg ständig an Bedeutung zunimmt. IT betrifft aber nicht nur die Unternehmen, die in dieser Branche tätig sind, sondern ist für alle Unternehmen ein wichtiges Thema. Deshalb hat Luxemburg kürzlich die Initiative "Digital Lëtzebuerg" ins Leben gerufen. Das Großherzogtum hat sich hiermit eine globale digitale Strategie gegeben, welche Themen umfasst, wie die Digitalisierung der staatlichen Dienstleistungen, den Aufbau fachlicher Kompetenzen, Innovation im Servicebereich des Finanzsektors oder den Ausbau progressiver Kompetenznischen für neue Märkte. „Digital Lëtzebuerg“ bestätigt das neuwertige Gesicht des Landes und steht für ein konsequentes und entschlossenes Umsetzen einer nationalen Strategie, um aus Luxemburg ein Synonym für ein modernes, offenes, hoch vernetztes Land zu machen, welches für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft der Zukunft bereit ist.

Wie kann durch Wissenstransfer die Wirtschaft von morgen gestärkt werden?

Eine allesumfassende und allgemein gültige Antwort auf diese Frage gibt es wahrscheinlich nicht. Dennoch müssen wir uns diese Frage immer wieder stellen, um für jede spezifische Anforderung eine passende Antwort zu finden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass Luxemburg, genau wie Deutschland, in den letzten und in den kommenden Jahren, die Weichen gestellt hat und stellen wird, die es uns weiterhin erlauben, ein innovatives und dynamisches Umfeld für unsere Wirtschaft zu schaffen. Zusammen mit unseren europäischen Partnern, werden wir dafür sorgen, dass Europa und seine Wirtschaft auch in Zukunft für den internationalen Wettbewerb gut aufgestellt sein werden.

Ich danke Ihnen."

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