"Herr Juncker, warum verteidigen Sie die Schweiz"

Cash: Herr Juncker, ist die Schweiz bei den Plänen der EU für eine Harmonisierung der Zinsbesteuerung der Sündenbock?

Jean-Claude Juncker: Die geballten rhetorischen Drohungen der letzten Monate gegen die Schweiz sind jedenfalls übertrieben und unakzeptabel.

Warum verteidigen Sie die Schweiz?

Jean-Claude Juncker: Ich halte die Vorwürfe nicht für gerechtfertigt. Für das Bankgeheimnis, das wir in Luxemburg auch kennen, gibt es durchaus gute Argumente. Es mit Terrorismus und der Geldwäscherei in einen Topf zu werfen, ist unzulässig.

Sagten Sie dies auch an den entscheidenden EU-Sitzungen? Hat die Schweiz in Ihnen einen Verbündeten?

Jean-Claude Juncker: Meine Meinung ist bei der EU bekannt, und wenn es notwendig ist, wiederhole ich sie. Die Schweiz hat inzwischen etliches getan, um sich den EU-Forderungen zu nähern. Das muss anerkannt werden.

Wer schiesst denn am schärfsten gegen uns? Ist es England?

Jean-Claude Juncker: Es ist kein Geheimnis, dass ein Inselstaat an den Sanktionsdrohungen beteiligt ist. Da mag die Konkurrenz zwischen den beiden Finanzplätzen mitspielen.

Was spricht für uns?

Jean-Claude Juncker: Die freundschaftlichen Beziehungen, welche die Schweiz mit den EU-Ländern vor allem auch auf dem wirtschaftlichen Sektor verbinden.

Sie sind am Donnerstag und am Freitag in Zürich. Werden Sie auch Bundespräsident Villiger treffen?

Jean-Claude Juncker: Nein, ich komme wegen des Forums und der Erinnerung an Churchill, den ich sehr schätze, nach Zürich. Ich werde dort Herrn Deiss treffen. Mit Herrn Villiger habe ich eben erst telefoniert.

Tun Sie dies oft?

Jean-Claude Juncker: Etwa zweimal pro Monat. Ich verbringe zudem seit zwölf Jahren meinen Urlaub im Sommer in Locarno und treffe dort jeweils auch Herrn Villiger für längere Gespräche.

Wäre es ein Vorteil für die Schweiz, wenn sie Mitglied der EU wäre?

Jean-Claude Juncker: Ich würde dies begrüssen, aber das müssen die Schweizer entscheiden.

Was sagen Sie unseren EU-Gegnern, um sie von einem Beitritt zu überzeugen?

Jean-Claude Juncker: Ich finde, dass es die Schweiz mit ihrer vorbildlichen Demokratie nicht nötig hat, dass man sich von aussen immer wieder öffentlich über den Zaun beugt und Hochtrabendes verkündet. Zudem würde dies die Abwehr bloss verstärken.

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