Interview avec le ministre de la Santé Carlo Wagner sur le secteur hospitalier

Der Spitalsektor im Wandel

Luxemburger Wort: Herr Wagner, Sie sind seit August 1999 "Sante "-Minister. Was hat sich seither in Luxemburgs Gesundheitswesen geändert, vor allem bei den Spitälern?

Carlo Wagner: Bei meinem Amtsantritt stellte ich schnell fest, dass es an einer klaren politischen Linie im Ministerium fehlte. Also ging es vorerst darum, eine solche zu definieren. Das haben wir getan. Dabei hatten wir ein Ziel vor Augen: ein qualitativ hochwertiges medizinischen Angebot. Im Sinne von größtmöglicher Qualität kann einfach nicht jedes Krankenhaus alle Dienste anbieten.

LW: Deshalb die Synergien ...

Carlo Wagner: Genau. Auf der Grundlage der so genannten "carte sanitaire", die ein Spiegelbild des Krankenhaussektors ist, wurde ein neuer Spitalplan ausgearbeitet, der zwei Arten von Spitälern vorsieht: Allgemeinkrankenhäuser und Proximitätseinrichtungen. Die freiwillige Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Strukturen sollte auf diese Weise gefördert werden.

LW: Was dann auch passierte ...

Carlo Wagner: Ja. In den vergangenen Jahren kam es zu einem regelrechten Sinneswandel. Man hat eingesehen, dass es nicht zweckmäßig ist, dass jeder alles anbietet. Im Endeffekt wird es wohl nur noch landesweit vier große Zentren geben. Zwei in der Region Zentrum sowie jeweils eines im Norden und Süden. Alles in allem kann man sagen, dass aus dem übertriebenen Konkurrenzklima von einst ein Klima der Kooperation geworden ist.

LW: Die Träger der verschiedenen Spitäler arbeiten zusammen. Doch machen auch die Mediziner bei Ihren Synergieszenarien mit?

Carlo Wagner: Die Ärzte, vor allem die jungen Mediziner, drängen sogar auf mehr Spezialisierung. Was sie interessiert, sind die Arbeitsbedingungen. Sie wollen modernes Material, adäquate Infrastrukturen, eben alles, was man braucht, um eine Qualitätsmedizin anbieten zu können.

 LW: Zu einer Qualitätsmedizin gehören auch genügend Akutbetten. Werden weiter Betten abgebaut?

Carlo Wagner: Eines vorweg: Während meiner Amtszeit wurde kein einziges Bett abgebaut. Es ist allerdings so, dass wir durch den Ausbau der ambulanten Chirurgie immer weniger Akutbetten brauchen werden. Hinzu kommt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den Krankenhäusern, die zurückgeht. Auch werden in den Krankenhäusern Betten frei dadurch, dass ältere pflegebedürftige Leute einen Platz in Heimen bekommen werden.

LW: Aber in den Heimen besteht Platzmangel.

Carlo Wagner: Das stimmt. Noch immer fehlt es an Betten in den "Centre integres pour personnes agees". Wobei das nicht die Schuld der aktuellen Regierung ist. Immerhin werden in absehbarer Zeit l 300 zusätzliche Pflegebetten geschaffen, wodurch de facto Betten in den Spitälern frei werden.

LW: Wer bereits in einer Notaufnahme behandelt werden musste, weiß, dass es dort nicht immer einwandfrei klappt. Lange Wartezeiten, zu wenig Ärzte, unzufriedene Patienten. Was sagt der Minister dazu?

Carlo Wagner: Das ist zuerst einmal ein internes Organisationsproblem der zuständigen Kliniken. Sie müssten also, um Genaueres zu erfahren, in den Häusern selbst nachfragen. Ich gebe zu, dass es zu Verbesserungen kommen muss. Wobei erste Ansätze gemacht worden sind. Das konnte ich persönlich als Patient feststellen.

LW: Wäre es z.B. dann nicht an der Zeit, eine neue Notfallklinik in Luxemburg einzurichten, die quasi allein 24 Stunden auf 24 Dienst macht?

Carlo Wagner: Das ist meines Erachtens nicht machbar. Eine solche Struktur würde nämlich nicht akzeptiert. Bei den Spitälern geht man davon aus, dass eine vollwertige Klinik auch Notdienst machen muss. Kein Samu-Dienst, würde als Prestigeverlust empfunden.

LW: Wenn wir schon bei Notfällen sind: Wie denken Sie über das, was sich in der Kinderklinik ereignete? Wie es aussieht, starb ein Kind, weil organisationstechnisch nicht alles einwandfrei funktionierte.

Carlo Wagner: Die ganze Affäre hat mich revoltiert und macht den Ärzten ganz allgemein das Leben nicht einfacher.

LW: Eine Negativerfahrung also. Hatten Sie andere in Ihrer Amtszeit?

Carlo Wagner: Ja, die Sache mit blockierten Konten. Da wurde aus niederen politischen Gründen versucht, mich hereinzulegen. Die Zeit der "dysfonctionnements" ist vorbei. Damit kann und darf man mich nicht in Verbindung bringen.

LW: Das waren negative Erfahrungen. Was hat Ihnen im Amt Freude bereitet?

Carlo Wagner: Die positive Erfahrung ist, dass ich politisch gesehen etwas in Bewegung setzen konnte. Die Synergiepolitik hat sich bewährt und wird sich auch in Zukunft als die richtige Wahl herausstellen.

LW: Man hat jedenfalls den Eindruck, als habe sich die Gesundheitspolitik entkrampft.

Carlo Wagner: So kann man das sehen. Das hängt aber vor allem damit zusammen, dass die Patienten sehen, dass Synergien sich auszahlen. Ein gutes Beispiel ist das Herzchirurgiezentrum, das über die Landesgrenzen hinaus großes Ansehen genießt. – Ich bin froh darüber, dass die Leute der hiesigen Medizin wieder mehr Vertrauen schenken.

LW: Bis zu den Wahlen 2004 sind es nicht einmal mehr zwölf Monate. Nicht mehr viel Zeit für große Reformschritte. Was kommt gesundheitspolitisch auf Land und Leute zu?

Carlo Wagner: Da wäre zum Ersten die Anpassung des Finanzierungsgesetzes für die verschiedenen Klinikprojekte, das finalisiert werden muss. Dann hoffe ich, neue spezialisierte Dienste in den Kliniken genehmigen zu können. Besonders am Herzen liegen mir auch die Fixerstuben, die wir einrichten wollen. Nicht zu vergessen auch die zusätzlichen Investitionen in die Forschung, die Schaffung eines neuen Staatslaboratoriums sowie der Bau des Rehazentrums mit dem vor Jahresfrist begonnen werden kann. Das scheint absolut realistisch.

LW: Herr Wagner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Dernière mise à jour