Henri Grethen: Eine der radikalsten Reformen, die jemals durchgeführt wurden. Der Wirtschaftsminister über die Luxemburger Gesetzgebung im Bereich des Wettbewerbs

Braucht ein kleines Land wie Luxemburg, mit seiner offenen Wirtschaft, in der die meisten Produkte aus dem Ausland stammen, und viele Firmen ausländischen Konzernen gehören, überhaupt eine Kartellbehörde?

Henri Grethen: Luxemburger Unternehmen sind schon mehrmals ins Visier der Brüsseler Wettbewerbsbehörden geraten, etwa im Brauereisektor, wo Bußgelder verhängt wurden. Die EU-Kommission gibt sich jetzt im Wettbewerbsbereich neue Strukturen und will sich auf grenzrübergreifende Fälle der Kartellaufsicht konzentrieren. Nationale Fälle sollen künftig von den Kontrollbehörden der jeweiligen Mitgliedsländer behandelt werden. Luxemburg muss sich daher die Mittel geben, um diesen Anforderungen zu genügen.

"Freier Wettbewerb" und "freie Preisgestaltung", die Grundprinzipien dieser Reform, sollen in erster Linie dem Verbraucher nützen. Werden jetzt die Waren billiger?

Henri Grethen: Waren werden nicht automatisch billiger, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen sich ändern. Sie werden billiger, wenn auf einem Markt uneingeschränkte Konkurrenz herrscht. Eigentlich müsste Luxemburg der perfekte Markt sein, weil die Grenze an keinem Punkt weiter als zwanzig Kilometer entfernt ist. Einwohner unseres Landes, die mit den Preisen eines Produkts nicht einverstanden sind, können dies mit Leichtigkeit bei den Nachbarn erwerben. Das funktioniert jedoch nicht in der Praxis, weil das Überqueren nationaler Grenzen noch immer eine Hemmschwelle beim Konsum ist.

Während ihrer Amtszeit wurden die Preise in einigen Bereichen freigegeben, in denen früher Obergrenzen festgelegt waren. Beim Brot, beim Luxemburger Wein, bei Haushaltsgeräten und bei Heizungsbrennern gibt es jetzt keine Beschränkung mehr. Wenn es allein nach Ihnen ginge, würde es nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes noch kontrollierte Preise geben?

Henri Grethen: Wenn ich auf niemanden Rücksicht zu nehmen brauchte, würde ich am liebsten jedem sagen, er könne seine Preise so festlegen, wie er oder sie es für richtig hält. Das wäre für mich der Idealzustand, mit dem ich gut leben könnte.

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