Eine neue Dynamik hervorrufen. Die Sportministerin zum Europäischen Jahr der Erziehung durch Sport

Telecran: Was konkret bedeutet "Erziehung durch Sport"?

Anne Brasseur: Erziehung durch Sport bedeutet ganz klar, dass die traditionellen Werte des Sports - Fairness, Toleranz, Respekt, Anerkennung, aber auch Anstrengung, Arbeit, Eifer, Höflichkeit, um nur einige zu nennen - auch Werte des alltäglichen Lebens sind. Es ist selbstverständlich, dass diese Erziehungswerte ihre Wichtigkeit für alle Lebensabschnitte behalten. Die Verbindung von Erziehung und Sport fördert unter anderem die Persönlichkeitsentwicklung des Einzelnen und sensibilisiert die soziale Integration.

Telecran: Kann man dadurch, dass ein Europäisches Jahr der Erziehung durch Sport ausgerufen wird, davon ausgehen, dass der Sport in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde?

Anne Brasseur: Ich bin der Meinung, dass der Stellenwert des Sports immer wieder hervorgehoben werden muss, um auch weniger Sportbegeisterte zu sensibilisieren. Mit Genugtuung stelle ich fest, dass der Freizeitsport in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen müssen noch Anstrengungen unternommen werden, um sie für die Bewegung zu begeistern.

Zum europäischen Jahr der Erziehung durch Sport sollte aber noch hinzugefügt werden, dass dieses Jahr für den Sport in der Europäischen Union einen historischen Stellenwert besitzen wird. Der Sport wird nämlich erstmals als eigenständiger Begriff - Sport war bislang eine Komponente der Kultur - seinen Einzug in die neue europäische Verfassung halten.

Telecran: Welche Aktionen plant Luxemburg im Rahmen des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport? Und was sollen sie bringen?

Anne Brasseur: Auf internationaler Ebene beteiligt sich Luxemburg an diversen grenzüberschreitenden Projekten. Auf nationaler und lokaler Ebene werden dem breiten Publikum eine ganze Reihe Veranstaltungen angeboten, um den oben zitierten Zielsetzungen gerecht zu werden.

Persönlich hoffe ich, dass bei der gebotenen Vielfalt an Veranstaltungen jeder etwas findet, das ihm zusagt, und dass auf diese Weise im Jahr 2004 der Sport noch stärkeren Zuspruch findet als üblich. Das Jahr 2004 soll kein Selbstzweck sein, sondern eine neue Dynamik hervorrufen, die die ganze Bevölkerung zu mehr Bewegung motiviert.

Telecran: Kann man als zuständige Ministerin in einem solchen Jahr noch vertreten, dass Sportstunden in der Schule einfach abgesagt werden? Als Bestrafung für die Kinder oder zugunsten anderer Fächer ...

Anne Brasseur: Nein, auf keinen Fall. Der Sportunterricht ist ein wichtiges Schulfach, das nicht vernachlässigt werden darf. Er darf demnach auch nicht als Bestrafung für die Klasse gestrichen und durch ein anderes Fach ersetzt werden.

Dernière mise à jour