Jean-Louis Schiltz: "Kein Fernsehen mehr zum Nulltarif". Le ministre des Communications au sujet de la télévision sur Internet (IPTV)

Télécran: Das "Venice Project" schickt sich an, die Fernsehwelt zu revolutionieren. Und daran sind Sie als Kommunikationsminister offensichtlich nicht ganz unbeteiligt...

Jean-Louis Schiltz: Natürlich haben wir davon Kenntnis. Erste Gespräche haben auch schon stattgefunden. Die Akteure des Projektes kennen Luxemburg ja.

Télécran: Mit "eBay" und Janus Friis' und Niklas Zennströms "Skype" sind bereits zwei Internet-Größen in Luxemburg präsent. Auch das Haupt-Datenzentrum des "Venice Project" befindet sich bei uns im Land. Glauben Sie, dass sich das "Venice Project" auch in Luxemburg niederlassen wird?

Jean-Louis Schiltz: Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich darüber nichts sagen.

Télécran: Könnte IPTV die Monopolstellung der Kabelgesellschaften kippen?

Jean-Louis Schiltz: Mir geht es vorrangig um die Verbraucher. Ich begrüße jede Initiative, die die Vielfalt der Programme vergrößert. Dies gilt auch für IPTV. Allerdings wird die neue Programmvielfalt nicht zum Nulltarif zu haben sein.

Télécran: Mit IPTV wird Fernsehen praktisch grenzenlos möglich. Doch die Rechtefrage könnte sehr enge Grenzen für die Ausstrahlung einzelner Programme setzen. Da stellt sich die Gretchenfrage, ob Luxemburg überhaupt in der Rechnung der Anbieter vorkommt.

Jean-Louis Schiltz: Wir haben uns hier in Luxemburg über Jahre hinweg als Zaungast Programme angeschaut, die oft von den deutschen oder französischen Zuschauern über Fernsehgebühren finanziert wurden. Das wird es im digitalen Zeitalter so nicht mehr geben. Wir werden zwar keine Gebühren nach ausländischem Modell einführen, jedoch werden wir in Zukunft, wie alle anderen Fernsehzuschauer der Welt, die Urheberrechte der Autoren und Produzenten entsprechend bezahlen müssen. Das ist nur normal. Anormal war hingegen die bisherige Situation. Konkret arbeiten wir schon seit Monaten an einer Lösung. Ich bin aber guter Dinge, dass wir noch in diesem Jahr die Sache in den Griff bekommen werden. Nur - zum Nulltarif wird es nicht mehr gehen.

Télécran: Auch der luxemburgische Satellitenbetreiber Astra könnte aufgrund von IPTV seine Felle wegschwimmen sehen. Wie schätzen Sie die Lage der SES ein?

Jean-Louis Schiltz: Fernsehen wird in Zukunft über Kabel, Internet und Satellit zu empfangen sein. Auch das terrestrische Fernsehen entwickelt sich. Diese verschiedenen Möglichkeiten ergänzen sich. Auch hier gilt das Motto der Vielfalt des Angebotes. Dem Satellitenbetreiber SES könnten sich hier interessante neue Geschäftsfelder eröffnen. Programme, die per Kabel ins Haus gelangen, kommen ja nicht aus dem Nichts, sondern oft aus dem All, das heißt, sie werden per Satellit beim Kabelbetreiber eingespeist, und dieser leitet sie dann durch das Kabel an die Haushalte weiter. Was wie und wo geschehen wird, entscheidet letztendlich der Kunde, also der Zuschauer.

Télécran: Das luxemburgische Postunternehmen könnte von IPTV profitieren - vorausgesetzt, sie ist darauf gut vorbereitet. Ist sie das?

Jean-Louis Schiltz: Die Post hat bereits verlauten lassen, dass sie IPTV in ihr Angebot aufnehmen wird. Ich verspreche mir schon einiges von dieser Initiative der Post. Auch gilt, dass es eine Vielfalt von Verteilungsmöglichkeiten gibt.

Dernière mise à jour