"Übers Fernsehen anrufen". Le ministre des Communications, Jean-Louis Schiltz, au sujet du passage au tout numérique du Luxembourg

Revue: Herr Minister, Sie haben das digitale TV-Zeitalter für Luxemburg angekündigt. Worauf sind Sie besonders stolz?

Jean-Louis Schiltz: Darauf, dass wir die Chance der Digitalisierung so schnell ergreifen konnten. Das sind wir unserer Stellung als internationaler Medienstandort schuldig. Wir durften nicht wieder ins Hintertreffen geraten, wie vor Jahren beim Internet. Zudem ist es im digitalen Zeitalter technisch unumgänglich, dass wir nur noch Programme empfangen, für die wir die Rechte bezahlt haben. Ich erinnere nur daran, dass uns bei der WM 2002 wegen dieser Problematik ein schwarzer Bildschirm gedroht hatte.

Revue: Nachdem wir jahrzehntelang illegal gratis in die Röhren der anderen geschaut haben, drohen uns nun nicht Schadensersatzforderungen?

Jean-Louis Schiltz: Die Vergangenheit ist mit dem Abkommen von vorletzter Woche mit abgedeckt.

Revue: Das Abonnement wird allerdings teurer: 3,5 Euro im Monat, 42 Euro im Jahr!

Jean-Louis Schiltz: Ich habe immer darauf hingewiesen, dass das Fernsehen der Zukunft nicht zum Nulltarif zu haben ist. Allein schon, weil wir im digitalen Zeitalter nicht mehr Zaungast bei den ausländischen Sendern sein können. 3,5 Euro mehr im Monat für 80 Programme scheinen mir annehmbar. Ich habe darauf bestanden, dass die Kabelanbieter den Mehrpreis ohne Zuschlag an die Kunden weitergeben. Tarifunterschiede bleiben allerdings bestehen.

Revue: Wann darf endlich der Kunde selbst bestimmen, bei welcher Gesellschaft er sich abonniert?

Jean-Louis Schiltz: Das nationale Überwachungsorgan ILR prüft diese Sachlage gerade. Doch in den nächsten Jahren werden sich die Wege, über die man Fernsehprogramme empfangen kann, ohnehin vervielfachen: über Kabel, Satellit, Antenne oder das Internet Protocol Television (IPTV) über Telefonleitungen. Trotz vieler Probleme in den letzten Jahren sollten wir nicht vergessen, dass wir durch das Kabel stets mehr Sender als unsere Nachbarländer empfangen konnten. Ohne das Abkommen über das Digitalfernsehen wäre die Anzahl der Sender bald geschrumpft.

Revue: Also bleibt die regionale Aufteilung unter den Kabelgesellschaften bestehen?

Jean-Louis Schiltz: Das muss das ILR entscheiden!

Revue: Aber der Kunde wird gar nicht mehr auf das Kabel angewiesen sein?

Jean-Louis Schiltz: Das ist teilweise heute schon der Fall.

Revue: Was soll dann Ihr Abkommen noch?

Jean-Louis Schiltz: Das Kabel als eine Möglichkeit von vielen, Fernsehen zu empfangen, ist damit abgesichert. Die Frage der Senderechte wird sich auch bei IPTV stellen.

Revue: Wie ist es zu verstehen, dass der Luxemburger Privatsender CLT-UFA bei den Verhandlungen mit Ihnen alle ausländischen Sender vertreten konnte?

Jean-Louis Schiltz: Das ist nicht neu, RTL vertritt nun 80 statt wie bisher nur 20 Sender. Es war mein Wille, die Privatinitiative handeln zu lassen. Das ist nun geschehen, die Kabelbetreiber arbeiten zusammen mit anderen Akteuren aus dem Privatsektor. Ich habe diese Initiative lediglich begleitet.

Revue: Wer wird in fünf Jahren den Markt beherrschen, wenn die Post bald Fernsehen anbietet und jetzt schon Kabelgesellschaften Internet und Telefon verkaufen?

Jean-Louis Schiltz: Darauf hat im Moment keiner eine Antwort. Alles läuft in der Tat aufeinander zu.

Revue: Was sagen Sie den vielen Fernsehzuschauern, denen auch ein halbes, ein oder zwei Dutzend Sender genügen würden, und die jetzt für 80 zahlen müssen?

Jean-Louis Schiltz: Warum sollen wir nicht vom verbesserten Angebot profitieren? Jedem sein Paket a la Carte wäre durch den Mehraufwand sicher nicht preiswerter. Zudem verkaufen manche Sender ihre Programme nur im Package. Im Übrigen sehen seit jeher eine ganze Reihe Kunden sich nur einen Teil des Angebotes an. Von der Frage der Urheberrechte, die maßgeblich für die Mehrkosten verantwortlich sind, sind alle Zuschauer betroffen.

Revue: Damit geben Sie zu, sich bei der Wahl der 80 Sender nicht an den Wünschen der Fernsehzuschauer orientiert zu haben, sondern am Angebot der Fernsehsender.

Jean-Louis Schiltz: Ich teile Ihre Schlussfolgerung nicht! Das vorliegende Paket baut auf einem Angebot auf, das weiterhin drei Sprachbereiche respektiert und damit unserer Vielfalt Rechnung trägt.

Revue: Was sagen Sie den vielen enttäuschten Sportfreunden, die sich beschweren, dass die beiden Sender DSF und Eurosport vom Netz genommen werden?

Jean-Louis Schiltz: Eurosport wollte niemanden mandatieren, scheint aber bereit, mit den einzelnen Kabelbetreibern zu verhandeln. Bei DSF konnte die Rechtefrage nicht geklärt werden.

Revue: Nun ein Kompliment an Sie, Herr Minister. Trotz unserer 80 Programme bleiben wir scheinbar preisgünstiger als das Ausland. Wie haben Sie das geschafft?

Jean-Louis Schiltz: Wir konnten auf eine bestehende Vielfalt aufbauen. Man muss auch sehen, dass der Privatsektor gut verhandelt hat. Und: Wir kennen keine Rundfunk- und Fernsehgebühren.

Revue: Ab 31. Januar 2008 kann man also in Luxemburg nur noch digital fernsehen. Können die Kunden ihre Satellitenschüssel nun abmontieren?

Jean-Louis Schiltz: Nein, die senden auch in digitaler Qualität. Es gibt einfach nur mehr Möglichkeiten, fernzusehen. Ich sehe keine Konkurrenz, da die SES auch Satellitenprogramme in die Kopfstation eines Kabelbetreibers einspeisen kann.

Revue: Es ist eine Polemik um die Decoder der verschiedenen Kabelbetreiber entbrannt ...

Jean-Louis Schiltz: Es gibt keine Polemik. Wir sind in einer Übergangsphase, wie vor 20 Jahren bei der Videonorm. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn die Kabelbetreiber den Konsumenten entgegenkommen könnten. Irgendwann wird es sowieso genügen, ein und dieselbe Chipkarte ins Fernsehgerät einzuschieben, egal wer das Programm liefert.

Revue: Können Sie uns bescheinigen, dass wir in drei, vier oder fünf Jahren mit einem Apparat noch etwas anfangen können, den wir vor kurzem gekauft haben?

Jean-Louis Schiltz: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutigen Geräte in einigen Jahren nicht mehr brauchbar sind. Wir sind mittendrin in der Entwicklung in Richtung Flachbildschirm. Um alle Möglichkeiten, wie bessere Bild- und Tonqualität, DVD, Video on demand, Interaktivität usw. voll auszuschöpfen, braucht man allerdings schon ein modernes Gerät.

Revue: Haben Sie eine Vorstellung, wie die Fernsehlandschaft, sagen wir 2024, aussieht?

Jean-Louis Schiltz: Es geschieht wahnsinnig viel im Bereich der Kommunikation. Die Technik wird verbraucherfreundlicher, Decoder werden der Vergangenheit angehören. Vor allem aber läuft alles aufeinander zu, mit einem einzigen Gerät wird man viele Tätigkeiten ausüben können.

Revue: Mit dem Fernseher telefonieren?

Jean-Louis Schiltz: (lacht) Das Fernsehen kann Ihnen beim Telefonieren ermöglichen, ihren Gesprächspartner nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen.

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