"Wachstum im Export suchen". Le ministre de l'Économie et du Commerce extérieur au sujet des activités logistiques et de l'implantation de nouvelles entreprises au Luxembourg

Andreas Holpert: Sie haben angekündigt, dass 2007 das Jahr der Gesundheitstechnologie werden soll. Ist das Engagement von Axoglia Therapeutics der Auftakt?

Jeannot Krecké: Das ist eine Gesellschaft, der wir die Möglichkeit geben wollen, sich in Luxemburg zu entwickeln. Das Potenzial hatten wir zuvor von Experten prüfen lassen. Die drei Ministerien - Forschung, Gesundheit und Wirtschaft - halten an dem Plan fest, diesen Sektor zu entwickeln. Wir haben eine ganze Reihe von Gesprächen geführt, vor allem in den USA. Was wir bräuchten, wären ein oder zwei große Adressen aus dem Bereich, als eine Art Zugpferd, wie wir es erfolgreich beim e-Commerce gemacht haben.

Andreas Holpert: Wer wäre denn ein solches Zugpferd?

Jeannot Krecké: Wir sind in Gesprächen mit einem Forschungszentrum aus Seattle. In Phoenix Arizona ist ein Unternehmenspark mit potenziellen Kandidaten entstanden. Und bei meinem letzten USA-Besuch war ich bei Delphi, die mit ihrer Medizintechnik ein interessanter Partner wären. Der Auftakt zum Jahr der Gesundheitstechnologie ist geschafft.

Andreas Holpert: In Düdelingen soll eine spezielle Zone für den Bereich entstehen. Gibt es Fortschritte bei diesen Plänen?

Jeannot Krecké: Ich habe mit der Gemeinde Düdelingen über die Entstehung eines solchen Parks gesprochen. Und mit der Gemeinde Esch habe ich über die Zurverfügungstellung eines Geländes und Strukturen für Start-ups gesprochen, die spezielle Ausrüstungen benötigen, die es in Foetz oder im "Centre de recherche Henri Tudor" nicht gibt. Provisorisch ist aber schnelle Starthilfe gefragt.

Andreas Holpert: Was kann Luxemburg außer Fördergeldern bieten?

Jeannot Krecké: Wir haben entgegen anderen Sektoren im Bereich der Gesundheitstechnologie keine Souveränitätsnische im Angebot. Wir suchen Partner für diejenigen Bereiche, in denen wir schon Kompetenzen aufweisen können. Die haben wir an der Universität oder im CRP Henri Tudor.

Andreas Holpert: Was macht der Logistiksektor?

Jeannot Krecké: Da sind wir schon viel weiter. Die ersten Strukturen stehen schon in Bettemburg. Wir haben mit CFL Cargo, CLD und ein paar kleineren Anbietern eine ganze Reihe Akteure, die loslegen wollen. Ich erwarte noch einen größeren Anbieter bis Ende dieses Jahres. Die Gespräche laufen.

Andreas Holpert: Der Wirtschaftsminister war in letzter Zeit viel unterwegs - Aserbaidschan, Russland, USA und Vietnam. Was sind die Ergebnisse dieser Reisen?

Jeannot Krecké: Uns stehen so viele Türen auf, wir brauchen lediglich Luxemburger Unternehmen, die den Mut aufbringen, ihre Geschäfte auszudehnen. Es sind leider häufig immer dieselben Firmen, die mitmachen. Die Möglichkeiten, die sich Luxemburg im Ausland eröffnen, sind enorm. Wir haben in vielen Ländern einen sehr guten Ruf. Das müssten wir viel stärker ausnutzen.

Andreas Holpert: Wie lassen sich denn mehr Betriebe für die Möglichkeiten im Ausland gewinnen?

Jeannot Krecké: Wir haben viele Hilfsstellungen im Export wie z.B. über den "Office du Ducroire". Wir versuchen außerdem, neue Wege zu gehen, indem wir auf Messen mit einem eigenen Stand vertreten sind, an dem Betriebe für sich werben können. Als Wirtschaftsminister sorge ich dafür, dass Türen aufgehen. Durchgehen müssen die Betriebe selber.

Andreas Holpert: Lassen sich auch neue Betriebe nach Luxemburg holen?

Jeannot Krecké: Das geht in zwei Richtungen. Ich möchte, dass unsere Firmen ihre Basis festigen, indem sie im Ausland wachsen und Kooperationen eingehen. Es geht nicht immer nur darum, Unternehmen nach Luxemburg zu holen. Es geht auch darum, Wachstum im Export zu suchen. Dafür müssen Beziehungen aufgebaut werden.

Andreas Holpert: Performance Fibers aus den USA, die in das ehemalige TDK-Gebäude ziehen, ist nach längerer Zeit mal wieder eine Erfolgsmeldung aus dem Wirtschaftsministerium. Ihre Ministerkollegen Frieden und Schiltz können häufiger mit erfreulichen Nachrichten aufwarten. Stört Sie das?

Jeannot Krecké: Es geschieht vieles, was nicht medienwirksam verkündet wird. Wenn ich bei Boeing in den USA bin, setze ich mich für CTI oder EuroComposite ein. Ich mache aber nicht für alles eine Pressekonferenz. Wenn sich ein neues Element ergibt, gehe ich in die Öffentlichkeit. Performance Fibers ist ein solches neues Element, weil sie mit einem Headquarter nach Luxemburg kommen und das TDK-Gebäude neu genutzt werden soll. Ähnliches gilt für Axoglia. Ich werde später daran gemessen, wie viel Arbeitsplätze ich geschaffen habe. Mit der Gesamtbilanz bin ich derzeit zufrieden. Wir haben ein hohes Wirtschaftswachstum und die Anzahl der Stellen nimmt ebenfalls deutlich zu. Netto ist das, was zählt. Ich möchte, dass einmal gesagt wird, mit diesem Wirtschaftsminister hatten wir eine gute Zeit.

Andreas Holpert: Was wurde aus den Menschen, die bei TDK oder Villeroy&Boch gearbeitet haben?

Jeannot Krecké: Viele Betriebe bauen aus. Dort kommt ein Teil der Leute unter. Kühne & Nagel z.B. werden gegenüber dem WSA-Gelände ausbauen. Auch DHL expandiert.

Andreas Holpert: Die Energie-Sicherheit Luxemburgs ist Ihnen ein wichtiges Anliegen. Was ist aus den Plänen geworden, eine staatliche Netzgesellschaft zu bilden?

Jeannot Krecké: Es geht langsamer, als ich gedacht hatte. Eine schnelle Nationalisierung hieße Enteignung. Das mache ich nicht. Am Verhandlungstisch sitzen viele verschiedene Partner, angefangen bei den Gemeinden bis hin zu Unternehmen aus Luxemburg und unseren drei Nachbarländern, die bei Cegedel, Sotel und Soteg Aktionäre sind. Sicher ist jedoch, dass der Weg dorthin geht. Der Staat wird seinen Einfluss weder auf das Strom- noch auf das Gasnetz aus der Hand geben. Außerdem wird er auch im Verkauf noch weiter eine Rolle spielen. Es ist viel in Bewegung. Ein wichtiger Schritt ist die vereinbarte regionale Zusammenarbeit der Netzbetreiber, Regulierungsbehörden, Marktteilnehmer und staatlichen Instanzen zwischen Frankreich, Deutschland und den Benelux-Staaten.

Andreas Holpert: Wie wird sich Ihrer Ansicht nach die Konjunktur in Luxemburg im zweiten Halbjahr entwickeln?

Jeannot Krecké: Wenn es in der Eurozone nicht zu einem größeren Einbruch kommt - und es sieht nicht danach aus - dürfte es weiterhin ein robustes Wachstum geben. Ich warne jedoch davor, dass das Wachstum nicht immer bei sechs Prozent liegen wird. Wir sind zudem davon abhängig, wie sich die Ölpreise entwickeln. Der starke Euro bremst ein wenig den Export, allerdings hat dies auch dazu beigetragen, dass bei uns die Benzinpreise nicht viel stärker gestiegen sind.

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