"Manchmal verzweifle ich". Lucien Lux au sujet des émissions de CO2 et de l'utilisation des énergies renouvelables au Luxembourg

Télécran: Wie kann man den weltweit steigenden Energiehunger stillen?

Lucien Lux: Laut Internationaler Energieagentur wird der Energiebedarf bis 2030 um mehr als 50 Prozent zunehmen. Allein durch den Aufstieg von Schwellenländern wie China. Für unsere Breitengrade sagt die Agentur voraus, dass wir eine Reduktion von 15 Prozent erreichen können. Aber mal ehrlich: Man kann doch Ländern wie China, Indien oder Brasilien nicht sagen, sie sollen jetzt auf die Wachstumsbremse treten. Da muss man sich ja schämen, wenn wir Europäer oder die Amerikaner, die größtenteils am Klimawandel Schuld sind, nun erhobenen Hauptes den anderen vorschreiben, sie müssten jetzt langsam machen. Auch diese Länder haben ein Recht auf Mobilität.

Télécran: Bis 2020 soll hierzulande der Anteil an erneuerbaren Energien auf elf Prozent vom Gesamtverbrauch erhöht werden. Ist das realistisch?

Lucien Lux: Nein. Wenn man beim Gesamtenergieverbrauch den Tanktourismus, sprich: den Treibstoffexport, einbezieht, beträgt der Anteil derzeit ein Prozent. Die Luxres-Studie (Luxembourg Renewable Energy Sources, Anm. d. Red.) kam zu dem Ergebnis, dass wir durch verstärkte Anstrengungen 4,5 Prozent im Jahre 2020 erreichen können. Rechnet man den Treibstoffexport aus dem Gesamtverbrauch heraus, beträgt der Anteil an erneuerbaren Energien zwei Prozent und würde laut Szenario der Studie bis 2020 neun Prozent ausmachen.

Télécran: Eine frustrierende Situation für einen Umweltminister...

Lucien Lux: Es wäre einfacher für einen Umweltminister, wenn er permanent sagen könnte "Yes, we can". Es ärgert mich, dass ich in Brüssel ständig darauf hinweisen muss, dass wir uns in einer speziellen Situation befinden. Zum einen begründet durch den Treibstoffexport, der die Hälfte der CO2-Emissionen ausmacht. Und das CO2-Aufkommen wird nach dem Territorial-Prinzip berechnet. Das heißt, alle Emissionen, die hierzulande produziert beziehungsweise verkauft werden, werden Luxemburg angerechnet. Auch wenn die Schadstoffe vielleicht gar nicht in Luxemburg ausgestoßen werden. Zweitens liegt Luxemburg nicht am Meer, hat keine hohen Berge. Energiegewinnung durch Wind- und Wasserkraft ist demnach schwierig.

Télécran: Die Vorgabe ist in Ihren Augen also unfair im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?

Lucien Lux: Wir haben vorgeschlagen, "grüne Zertifikate" zu erwerben, indem wir uns an Windparks in den Niederlanden, Belgien oder Schweden beteiligen. Der Anteil erneuerbarer Energien, den wir damit finanzieren, würde dann in die nationale Gesamtenergiebilanz einbezogen. Damit wir überhaupt eine Chance hätten, die vorgeschriebenen elf Prozent zu erreichen.

Télécran: Was ist aus dem Vorschlag geworden?

Lucien Lux: Es gab eine eifrige Diskussion darüber. Aber die Bedingungen stehen noch nicht fest.

Télécran: Wie hoch ist die Nachfrage nach Zuschüssen für umweltbewusstes Bauen oder Renovieren?

Lucien Lux: Sie muss noch sehr wachsen. Manchmal verzweifle ich. Anfang dieses Jahres kam bei einer ILRes-Studie heraus, dass 91 Prozent der Bevölkerung Klimaschutz als eine wichtige Aufgabe betrachten. Doch die Zahl der Bürger, die auf grünen Strom umgesattelt haben, ist verschwindend gering!

Télécran: Welches Förderinstrument wurde in den vergangenen Jahren am häufigsten beantragt?

Lucien Lux: Die Fotovoltaik war ein großer Coup. Und wieder ein spezifisches Problem Luxemburgs: Wir importieren 99 Prozent unseres Stroms aus anderen Ländern, hauptsächlich aus Deutschland. Wenn wir nun hierzulande Strom aus erneuerbaren Energien produzieren, müssen wir weniger Strom importieren. Aber das nützt unserer CO2-Bilanz nichts, sondern jener von Deutschland.

Télécran: Was halten Sie von Solar- und Windparks?

Lucien Lux: Wir sind noch nicht so weit. Bei der Wärmegewinnung liegt das Potenzial in der Biomasse und im Anbau von Energiepflanzen. Beim Strom sind es die Windkraftanlagen. Doch in punkto Windkraft wohnen zwei Seelen in meiner Brust: Ich finde sie interessant, aber die Anlagen schaffen Probleme mit dem Vogelschutz. Und als Transportminister habe ich Bedenken hinsichtlich der Flugsicherheit, zum Beispiel was die Einflugschneisen im Luftraum betrifft. Es ist eine Gratwanderung.

Télécran: Und was ist mit Solarparks?

Lucien Lux: Ich drücke es mal so aus: Sie sind eher ein Potenzial, das angegangen werden sollte.

Télécran: Haben Sie persönlich in erneuerbare Energien investiert?

Lucien Lux: Ich habe vor ein paar Jahren eine thermische Solaranlage für Brauchwasser und Heizungsunterstützung installieren lassen. Auch ansonsten achte ich sehr darauf, wenig Energie zu verbrauchen. Ich bin im Amt zum Überzeugungstäter geworden. Egal, was die Wahlen bringen, das Thema Umweltschutz wird mich immer beschäftigen, egal, in welcher Form.

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