Jeannot Krecké: "Kaum Besserung in Sicht". Le ministre de l'Économie et du Commerce extérieur au sujet de la situation économique actuelle

Télécran: Seit Oktober verkündet das Konjunkturkomitee monatlich neue Rekordzahlen im negativen Bereich. Nie zuvor gab es so viele Betriebe, die Kurzarbeit fahren, wie jetzt. Müssen wir uns darauf einstellen, dass dies so weitergeht?

Jeannot Krecké: Das hängt davon ab, wie die Lage sich in den verschiedenen Wirtschaftssektoren entwickelt. Erst kürzlich hat der Internationale Währungsfonds seine Prognosen für die Automobilbranche bekannt gegeben: Vor Jahresende sei kaum mit einer Besserung zu rechnen. Im Gegenteil: Die Entwicklung werde sich weiterhin verschlechtern, meint der IWF. Andere Bereiche der Wirtschaft, wie beispielsweise der Bau, werden sich in den kommenden Monaten erholen.

Télécran: War der Bau denn überhaupt in der Krise? Bislang ging hauptsächlich die Rede von der Automobilbranche und deren Zulieferer....

Jeannot Krecké: Natürlich leidet auch der Bau unter der schwachen Konjunktur. Die Regierung versucht deshalb, diesem Sektor mit öffentlichen Aufträgen über die Runden zu helfen. Auf EU-Ebene werden derzeit ebenfalls neue Möglichkeiten ausgelotet.

Télécran: Kurzarbeit kostet den Staat einen Batzen Geld. Allein für die im Januar genehmigten Anträge können es bis zu 900.000 Euro werden. Wie lange kann der Staat dies zahlen?

Jeannot Krecké: Die Auswirkungen auf die Staatsfinanzen sind erheblich. Aber es ist besser, die Menschen mit Kurzarbeit beschäftigt zu halten, als sie in die Arbeitslosigkeit abgleiten zu lassen. Wir hoffen, dass die Wirtschaft sich im zweiten Semester erholt. Allerdings werden die Verbesserungen nicht mit der gleichen Wucht eintreten wie vorher die Verschlechterungen. Einen derart brutalen wirtschaftlichen Abschwung wie den, den wir jetzt erleben, gab es noch nie. Es gibt Länder, die halten diese Durststrecke länger aus als andere. Wir gehören zu jenen, die gut gewappnet sind, nicht zuletzt, weil wir Maßnahmen getroffen hatten, um Staatsfinanzen zu sanieren. Nicht jeder war damals mit diesen Maßnahmen einverstanden. Die staatliche Unterstützung der Wirtschaft wird zum Anstieg des Staatsdefizits führen. Das erleben derzeit alle EU-Länder. Hohes Staatsdefizit bedeutet niedrige Bonität eines Landes.

Télécran: Was heißt das konkret?

Jeannot Krecké: Wie Banken werden auch Länder von Rating-Agenturen bewertet. Luxemburg trägt die höchste, die AAA-Marke. Spanien, das ähnlich gut bewertet war, wurde kürzlich zurückgestuft. So etwas kann sehr schnell gehen. Ein niedrigeres Rating bedeutet eine Erhöhung der Schuldenlast, womit wiederum die Staatsfinanzen unter Druck geraten. Für Luxemburg ist es von entscheidender Bedeutung, weiterhin konsequent auf wirtschaftliche Diversifizierung zu setzen.

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