"Wie eine normale Grippe". Le ministre de la Santé au sujet de la grippe A(H1N1)

Luxemburger Wort: Am Dienstag wurden fünf neue Fälle der A (H1N1)-Grippe in Luxemburg bestätigt. Damit beläuft sich die Zahl der Erkrankten hierzulande seit dem Auftreten des ersten Falls Anfang Juni auf 18. Ein Grund zur Besorgnis?

Mars Di Bartolomeo: Keineswegs! Ich sehe die Lage inzwischen ganz entspannt.

Luxemburger Wort: Aus welchem Grund? Man bezeichnet die Schweinegrippe als Pandemie, das sollte man doch nicht auf die leichte Schulter nehmen ...

Mars Di Bartolomeo: Am Anfang schwappten unkontrollierte Schreckensmeldungen aus Mexiko nach Europa und somit auch nach Luxemburg. Seit dem ersten Fall von Schweinegrippe beim Menschen in Luxemburg haben wir die Entwicklung beziehungsweise Genesung der vom A (H1N1)-Virus befallenen Erkrankten genauestens verfolgt. In enger Zusammenarbeit mit der Direction de la Santé sind wir jetzt zu dem Schluss gekommen, dass sich die landläufig als Schweinegrippe bezeichnete virale Infektion nicht anders verhält als eine normale Grippe.

Luxemburger Wort: Aber die Schreckensmeldungen aus dem Ausland reißen nicht ab ...

Mars Di Bartolomeo: Die Schreckensmeldungen aus dem ferneren Ausland reißen nicht ab! Im Nachbarland Belgien wurde am vorgestrigen Dienstag hingegen Entwarnung gegeben. Jeder Fall mit Verdacht auf das A (H1N1)-Virus wird bei den belgischen Nachbarn nicht mehr systematisch darauf hin analysiert. Die ärztliche Versorgung von Patienten ist die gleiche wie bei einer normalen Grippe. Ohne das Anti-Virus-Mittel Tamiflu.

Luxemburger Wort: Was bedeutet das konkret für Luxemburg?

Mars Di Bartolomeo: Auch in Luxemburg kann aufgrund der bislang beobachteten Krankheitsverläufe bedingt Entwarnung gegeben werden.

Luxemburger Wort: Was meinen Sie mit "bedingt"?

Mars Di Bartolomeo: Das bedeutet, dass wir weiterhin auf der Hut sind. Nimmt die weitere Entwicklung des A (H1N1)-Virus eine für den Menschen negative Wendung, müssen wir die Maßnahmen wieder verschärfen. Im Klartext bedeutet das, dass wir für den Fall der Fälle gerüstet sind. Das entsprechende Impfmittel ist in ausreichender Menge für die ganze Bevölkerung bestellt. Bei Bedarf können wir die georderte Menge sogar noch verdoppeln. Derzeit, ich wiederhole es noch einmal, gibt es aber absolut keinen Grund zur Besorgnis, die virale A (H1N1)-Infektion verhält sich wie eine normale Grippe. Demzufolge ist auch davon auszugehen, dass es eine Dunkelziffer von A (H1N1)-Infizierten gibt, die wahrscheinlich nicht wissen, dass sie von der Schweinegrippe befallen sind.

Luxemburger Wort: Wie kann man sich präventiv gegen die Schweinegrippe schützen?

Mars Di Bartolomeo: Also, der Impfstoff ist noch nicht verfügbar, das wird ab September/ Oktober der Fall sein. Gegen die Schweinegrippe impfen lassen kann man sich derzeit nicht.

Luxemburger Wort: Was raten Sie den teilweise verunsicherten Bürgern denn? Die Sommerferien beginnen heute, und manch einer stellt sich bestimmt die Frage, wie er sich am besten gegen die Schweinegrippe schützen kann ...

Mars Di Bartolomeo: Angst ist sicherlich nicht angebracht. Dazu gibt es keinen Grund. Die Leute sollen sich einfach normal verhalten. Beziehungsweise so, wie sie es in der Winterzeit tun, wenn eine normale Grippe im Anmarsch ist. Das Wichtigste ist das Einhalten elementarer Hygieneregeln wie beispielsweise regelmäßiges Händewaschen mit reichlich Seife.

Luxemburger Wort: Und wenn dennoch Grippe-Symptome auftreten?

Mars Di Bartolomeo: Dann soll man sich genau so verhalten, wie man es immer tut, wenn plötzlich Brechreiz, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auftreten: Man geht zum Arzt. Auch im Ausland. Die Kosten für Arztbesuche in EU-Ländern werden ja von der heimischen Gesundheitskasse erstattet. Abgesehen davon gehe ich davon aus, dass jeder Reisende ohnehin eine Reiseversicherung abgeschlossen hat, die ihm im Ernst- beziehungsweise Krankheitsfall sowohl in- als auch außerhalb der EU zur Seite steht.

Luxemburger Wort: Wie stufen Sie die Ansteckungsgefahr der Schweinegrippe generell ein?

Mars Di Bartolomeo: Das A (H1N1)-Virus scheint weitaus weniger ansteckend zu sein, als befürchtet. In nur einem der 18 festgestellten Fälle in Luxemburg konnte nachgewiesen werden, dass das Virus von einem Menschen auf einen anderen übertragen wurde. Das hat die konsequente Beobachtung des Umfeldes der Erkrankten ergeben. Es gibt wirklich keinen Grund zur Besorgnis, geschweige denn zur Panik!

Luxemburger Wort: Hatten Sie panikartige Reaktionen befürchtet?

Mars Di Bartolomeo: Man sollte derartige Reaktionen natürlich nie ganz ausschließen. Ich kann nur sagen, dass sich die Luxemburger Bevölkerung sehr vernünftig verhalten hat und eben nicht zu panikartigen Reaktionen neigte. Einen entscheidenden Anteil daran hat die Luxemburger Presse, die die Bürger stets umfassend und objektiv informiert hat. Das Gleiche gilt natürlich auch für die transparente Informationspolitik der Regierung, die wir auch in Zukunft in Sachen Schweinegrippe beibehalten wollen und werden.

Luxemburger Wort: Welche Informationsstrategie verfolgen Sie für die kommenden Wochen und Monate, wo doch die Schweinegrippe weitaus weniger gefährlich ist als anfänglich befürchtet?

Mars Di Bartolomeo: Sollten weitere Fälle der Grippe auftreten, werden wir die Presse nicht mehr über jeden einzelnen Fall in Kenntnis setzen. Wir werden die weitere Entwicklung natürlich verfolgen und in regelmäßigen Abständen über den jeweiligen Stand der Dinge informieren. Sollte die Grippe-Ausbreitung entgegen aller Erwartungen dennoch irgendwann größere Ausmaße annehmen, so werden wir dann natürlich auch unsere Informationsstrategie anpassen.

Luxemburger Wort: Welchen Ratschlag geben Sie den Bürgern mit in den Sommerurlaub?

Mars Di Bartolomeo: Sie sollen sich das Urlaubsvergnügen durch nichts trüben lassen! Schon gar nicht durch die Schweinegrippe! Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung!

Membre du gouvernement

DI BARTOLOMEO Mars

Date de l'événement

15.07.2009

Type(s)

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