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"Une grande satisfaction personnelle", Jeannot Krecké au sujet de ses années à la tête du ministère des Sports
Tageblatt: Beim letzten COSL-Kongress im März hat der Sportminister gesagt, er wäre "hier unter Freunden". Wie schwer fällt nun der Abschied von diesen Freunden?
Jeannot Krecke: "Er fällt sehr schwer, das haben diejenigen, die bei der ,passation des pouvoirs' dabei waren, gemerkt. Es ist ein Ressort, das ich nicht gerne aufgebe. Die Neuorganisation der Regierung hat das eben ergeben, da muss ich mich fügen. Mein Nachfolger Romain Schneider ist ein guter Freund, und er ist sicher nicht 'schuld' daran, dass ich nicht mehr Sportminister sein kann. Ich habe gesagt, es wäre gut, wenn ich in Anbetracht des schwierigen und arbeitsintensiven Wirtschaftsressorts teilweise im Sport entlastet werden könnte. Wir hätten einen fließenden Übergang bewerkstelligen können. Aber es ist anders entschieden worden, und ich respektiere das. Mit Romain Schneider habe ich zudem einen Nachfolger, der den 'Stallgeruch', in dem Fall den 'Vestiairesgeruch', kennt. Er war Spieler und Dirigent, kennt also viele Facetten des Sports."
Tageblatt: Eine gewisse Enttäuschung ist in Ihren Worten nicht zu überhören ...
Jeannot Krecké: "Ja, aber bin ich längst darüber hinweg. Ich bin ein Mensch, der nicht viele Gefühle zeigt. Aber bei der Verabschiedung von meinen Beamten und bei der ,passation des pouvoirs'" hatte ich Tränen in den Augen, was mir zuvor bestimmt 20 Jahre lang nicht mehr passiert war. Das beweist, dass Gefühle mitgespielt haben. Aber das ist jetzt vergessen."
Tageblatt:: Als Wirtschaftsminister können Sie den Impakt der Wirtschaftskrise vielleicht besser einschätzen als andere. Wie groß ist er im Bezug auf den Sport?
Jeannot Krecké: "Es gibt einen Impakt, vor allem durch eingeschränkte Sponsorenbudgets. Auch kann der Staat bei einer angespannten Budgetsituation nicht in die Bresche springen. Ich hoffe, dass in Luxemburg das Gesetz über die 'Oeuvres Grande-Duchesse Charlotte' in seiner Umsetzung so ist, dass zumindest das COSL auf ein Finanzierungs-Niveau kommt wie vor ein paar Jahren. Wenn es auf Regierungsebene zu Einschnitten im Budget kommt, dann muss man aufpassen, dass der Sport, speziell der privat organisierte Sport, nicht zu sehr darunter leidet. Wie 2005/2006. Auf zwei Punkte will ich noch hinweisen: Allgemein wird stark unterschätzt, welche Auswirkungen große sportliche Leistungen wie beispielsweise die unserer Radfahrer bei der Tour de France auf das 'image de marque' von Luxemburg haben. Das ist gut für uns. Denn wir meinen zwar, wir wären bekannt, sind es aber nicht. Wir müssen also viele Anstrengungen unternehmen, um Luxemburg zu promovieren, hauptsächlich wirtschaftlich. Wenn ich das bezahlen müsste, was u.a. unsere drei Radprofis in den letzten beiden Jahren an Publicity gebracht haben, dann müsste ich bei der Financial Times oder in China und wer weiß noch wo ganz viel Geld auf den Tisch legen. Natürlich funktioniert das nur bei positiven Schlagzeilen. Die Sympathieträger, die wir nun haben, sind extrem wichtig für das Image von Luxemburg.
Der zweite wichtige Punkt ist, dass immer mehr Arbeitsplätze im Bereich Sport, direkt oder indirekt, geschaffen werden. Der Sport hat also einen positiven wirtschaftlichen Impakt. Bei der Arbeitsplatzbeschaffung ist er im BIP mindestens für einen Prozent gut. Das wird oft unterschätzt. Der Sport wird immer mehr zum Wirtschaftsfaktor."
Tageblatt:Wie fällt die allgemeine Bilanz Ihrer Amtszeit aus?
Jeannot Krecké: "Erstens war es eine große persönliche Genugtuung. Ich hätte nicht gedacht, dass die Arbeit mir so viel Spaß machen würde. Zweitens, die außergewöhnlich vielen guten Resultate, für die ich zwar nicht verantwortlich bin, die aber die Arbeitsatmosphäre mitprägten und die Stimmung hoben. Und drittens glaube ich, dass wir ganz viele neue Sachen angepackt und realisiert haben. Ein 'maitre mot' war dabei: Partnerschaften. Warum? Weil der Sport leider nicht den Stellenwert hat, den er haben müsste. Also muss der Sport Partnerschaften eingehen, da hingehen, wo Kompetenzen sind. Beispiel Forschung. Das wäre im INS allein im Sand verlaufen. Durch die Partnerschaft mit dem CRP-Sante und dem CHL ist etwas entstanden. Gute Beispiele sind auch das Sportlycee, die ,cheques-service', das Rehazenter oder aber Aktionen wie ,Meter für Meter', was wir alles alleine nie fertiggebracht hätten. Oder aber die Partnerschaft mit dem Forscher Alexandre Husting von der ULB in Brüssel als Berater der Verbände und Vereine in Sachen EU-Recht."
Tageblatt: In diesem Kontext hat der Handballverband als Erster Hustmgs Empfehlungen umgesetzt und die dem EU-Recht zuwiderlaufenden Ausländerbeschränkungen aufgehoben. Ein Schnellschuss?
Jeannot Krecké: "Ich habe nie gesagt, sie müssten es machen. Allerdings habe ich angemahnt, dass die Verbände auf Konformität achten sollten. Ich bin nicht der Meinung, dass man zuerst verurteilt werden muss, um sich regelkonform aufzustellen. Allerdings rede ich den Verbänden nicht rein.
Der privat organisierte Sport ist privat organisiert und muss seine Entscheidungen selber treffen. Wenn Statuten gegen EU-Recht verstoßen, dann braucht die EU-Kommission nur darauf gestoßen zu werden, und die Probleme sind da. Dabei ist die Situation durchaus kompliziert. Denn man muss Entscheidungen auf drei Ebenen treffen: Die kleinste ist die der 27 EU-Mitglieder. Dann der Rest von Europa, der vielleicht noch mitzieht. Und dann der Rest der Welt. Und der fragt sich plötzlich, weshalb die 27 Länder die Regeln der anderen mitdiktieren. Das beste Beispiel ist der Fußball. Das ist ein riesiger Konfliktstoff, und es gibt keine Patentlösung dafür. Denn der Verbandspräsident aus Südamerika wird sich doch fragen: Warum diktiert ein Gerichtshof in Luxemburg uns die Regeln? Und der Europäer ist durch das Gesetz dazu gezwungen, sie zu respektieren und anzuwenden. Also da ist das Ende des Tunnels noch lange nicht erreicht."
Tageblatt: Um beim internationalen Sport zu bleiben: Sie haben in Ihrer Amtszeit zwei Olympische Spiele erlebt. Was ist von Athen und Peking hängen geblieben?
Jeannot Krecké: "Athen habe ich erlebt, zehn Tage nachdem ich Minister wurde, da war ich also noch ein bisschen neu. Peking vier Jahre später war ein Riesenunterschied. Von der Organisation, vom Gigantismus her ist Peking nicht zu toppen. Das sollte auch niemand versuchen. Und dann war Peking natürlich politisch. Die Spiele haben gezeigt, wie sehr der Sport in die Mühlen der Politik geraten kann. Auf einmal wurde vom Sport etwas verlangt, was zuvor in der Politik oder in der Wirtschaft nicht möglich war. Ich würde mir wünschen, man würde den Sport immer so ernst nehmen wie in dieser Frage. Ich habe nicht zu einem Boykott aufgerufen, weder zu der Eröffnungszeremonie noch sonst irgendetwas. Weil diese Haltung nicht haltbar ist. Und Leute wie Sarkozy, die den Mund im Vorfeld vollgenommen haben, die saßen nachher auf der Tribüne. Nein, es ist nicht der Sport, der die Fragen der Menschenrechte regeln kann. Das muss auf einem anderen Level geschehen. Aber auf einmal ist der Sport so wichtig, und sonst wird er nicht ernst genommen. Komisch, oder?"
Tageblatt: Hat sich in China etwas durch die Spiele geändert?
Jeannot Krecké: "China ändert sich nicht von heute auf morgen. Durch die bi- und multilateralen Beziehungen ändert sich zwar etwas, aber das ist ein langer, langsamer Prozess. China geht seinen Weg der Reformen; es geht ihn aber langsam. Es will nicht, dass es zu einer Implosion wie in der ehemaligen Sowjetunion kommt. China weiß, dass es eine Macht ist und hat ein dementsprechendes Selbstvertrauen. Und lässt sich von niemandem reinreden."
Tageblatt: Zurück nach Luxemburg. Der Sport ist weiterhin ein "departement ministeriel" und kein eigenständiges Ministerium?
Jeannot Krecké:"Ja, und man muss davon ausgehen, dass das in nächster Zeit auch so bleibt. 1999 ist die Entscheidung gefallen, alle kleineren Ministerien irgendwo 'dranzuhängen'. Verteidigung, Kooperation, Jugend, Energie, Sport, alle haben kein eigenständiges Ministerium. Das Rad wird sobald nicht mehr zurückgedreht werden. Für das Image wäre es vielleicht besser, wenn der Sport eigenständig wäre. Aber es gab keinen Unterschied in der Funktionsweise. Das 'departement ministeriel des Sports' ist komplett autonom. Ich brauchte nie etwas zu fragen, auch das Budget wurde selbst verhandelt. Und so wird es weitergehen. Kein Hindernis, kein Problem, auch wenn das bei verschiedenen Presseleuten ein Thema war."
Tageblatt: Wie viel Zeit blieb Ihnen neben der Wirtschaft noch für den Sport?
Jeannot Krecké:"Ein halber Tag pro Woche, ungefähr. Es wäre aber besser, wenn eine noch stärkere Präsenz des Ministers im INS möglich wäre. Denn ein Ministerium oder ein Departement muss die Handschrift des Ministers spüren. Ich hatte den Vorteil, dass ich extrem kompetente Leute um mich herum hatte. Allen voran der Mann mit der größten Erfahrung: Robert Schuler, der aus Freundschaft aus der Rente zurückgekommen ist."
Tageblatt: Schuler ist momentan auch Vorsitzender der Luxemburger Anti-Doping-Agentur ALAD. Einen Moment waren Sie im Gespräch für die Präsidentschaft der internationalen Anti-Doping-Agentur WADA. Warum ist daraus nichts geworden?
Jeannot Krecké:"Es war einfach zu spät gekommen. Es wäre auch vom Aufwand her nicht möglich gewesen. Dann hätte ich definitiv das Sportministerium aufgeben müssen."
Tageblatt: In der Affäre Frank Schleck haben Sie sich öffentlich vor den Sportler gestellt. Hatten Sie keine Angst, dass das auf Sie zurückfallen hätte können?
Jeannot Krecké: "Ja, ich bin ein Risiko eingegangen, dessen war ich mir bewusst. Da haben aber auch Gefühle mitgespielt, was sonst eigentlich nicht meine Entscheidungen beeinflusst. Ich habe damals, als zunächst Johny Schleck donnerstags von der Polizei verfolgt und dann der Artikel über die Verbindung von Frank zum Dopingarzt Fuentes in der Süddeutschen Zeitung freitags erschien, den Regierungsrat fallen gelassen und bin sofort zu ihnen gefahren. 'Ich würde jetzt gerne wissen, was hier läuft', habe ich gesagt. Ich wollte auch Johny ein bisschen schützen, denn die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wurde, war inakzeptabel. Wir haben geredet und ich habe mich anschließend vor sie gestellt. Dazu stehe ich heute noch. Der Radsport ist ein komisches Milieu, da sind viele Leute, denen ich nicht vertrauen würde. Die Jungs brauchen Hilfe und Unterstützung. Es sind gute Jungs, aber sie brauchen eine Stütze. Die ist Johny Schleck. Zu den zwei Jungs und Kim habe ich jedenfalls ein sehr gutes Verhältnis und ich stehe zu ihnen. Aber ich weiß, dass ein gewisses Risiko, vor allem im Radsport, da ist. Und ich habe nie gesagt, dass ich meine Hand ins Feuer legen würde. Diese Frage wurde mir oft gestellt und ich habe immer darauf verwiesen, dass ich den Sportlern gesagt habe, was ich mir von ihnen erwarte. Mehr kann ich nicht machen. Sie haben mein Vertrauen und dazu stehe ich. In einem Leitartikel im Tageblatt stand dazu, ich hätte mich weit aus dem Fenster gelehnt. Das stimmt."
Tageblatt: Haben Sie durch diese Position das Urteil des "Conseil de discipline contre le dopage" nicht auch beeinflusst?
Jeannot Krecké:"Nein, das hätte ich nie machen wollen. Und ich wollte auch nicht auf dem Laufenden gehalten werden, was der ,Conseil gerade macht. Ich habe gesagt: Seht zu, dass ihr die Ermittlungen so führt, dass im Nachhinein niemand euch etwas in der Prozedur vorwerfen kann. Und zweitens: Ermittelt 'a charge et a decharge'. Wie bei einem ordentlichen Prozess. Orientiert euch an der Arbeitsweise eines 'normalen' Gerichts."
Tageblatt:Auch die Affäre Raphaël Stacchiotti sorgte für Wirbel.
Jeannot Krecké: "Ja, und da habe ich mich eingemischt. Aber nur, um die Presse auf die Schippe zu nehmen. Denn dass ein junger Mensch so an den Pranger gestellt wird, das geht nicht. Dabei war die Sache alles andere als klar. Und dazu stehe ich heute noch. Aber es war zweimal ein kleines Poker. Es hätte da ja wirklich etwas sein können, auch wenn ich es mir bei Raphael beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Aber prinzipiell gilt natürlich Null-Toleranz. Wenn einmal herauskommt, dass einer von unseren Sportlern wirklich gedopt ist, dann wird er gesperrt, fertig."
Tageblatt: Ist die Dopingproblematik überhaupt von der Sportwelt zu lösen?
Jeannot Krecké: "Sie ist nur zu lösen, so wie sie im Moment angegangen wird. Das heißt, massiv Geld in die Forschung zu investieren. Und dann natürlich das machen, was momentan geschieht: das nachträgliche Analysieren eingefrorener Proben. Das Wissen, dass ich zwar heute einen Vorsprung auf die Anti-Doping-Labore habe, meine Probe aber ein Jahr später mit neuen Methoden noch einmal analysiert werden kann, muss abschrecken. Wenn du 36 Jahre alt bist, dann kann dir das egal sein, aber nicht, wenn du 24 bist. Denn dann ist die Karriere schnell zu Ende. Ich könnte noch irgendwie nachvollziehen, dass einer mit 34 Jahren sagt, ich komme nicht mehr so richtig mit, also nehme ich was. Aber mit 24 erwischt werden, dann bist du gerne weg vom Fenster."
Tageblatt: Sie spielten auch eine Rolle beim Streit zwischen WADA und FIFA über die Sanktionen?
Jeannot Krecké: "Und die FIFA hatte recht. Deutschland hatte den EU- Vorsitz und ich bin bei Schäuble für ein Minimum und ein Maximum eingetreten. Wenn man jemanden ermordet, dann sind dafür in der Rechtsprechung eine Minimal- und eine Maximalstrafe vorgesehen. Der Richter muss immer abwägen können. Das war von der WADA nicht vorgesehen. Dort hieß es: Zwei Jahre Sperre, und bei Wiederholung lebenslang. Das geht in meinen Augen nicht. Man kann doch nicht jemanden, der jahrelang EPO genommen hat, auf dieselbe Art und Weise behandeln wie jemanden, der einmal ausgerutscht ist und abends mit der Freundin einen Joint geraucht hat. FIFA und UEFA sind dann hier in Luxemburg mit Dick Pound (damaliger WADA-Präsident, d. Red.) zusammengekommen. Ich habe Pound empfohlen, die Sanktionen zu überdenken und der FIFA einen Sitz in der WADA zu geben. Das ist dann auch so geschehen."
Tageblatt:Ist das denn noch vereinbar mit der abschreckenden Wirkung einer Null-Toleranz-Politik gegen Doping?
Jeannot Krecké:"Ja, bei einem Mord ist es ja schließlich auch Null-Toleranz. Aber du kannst zehn, 20 Jahre oder lebenslänglich kriegen. Warum soll das im Sport anders sein? Wir müssen die Sportgerichte anständig besetzen. Für den Rest soll die Sport-Gerichtsbarkeit sich an der Juristerei orientieren. Gerichte haben über hunderte Jahre Erfahrungen gesammelt, es gibt Jurisprudenzen. Daran soll sich der Sport inspirieren und keine eigenen Wege gehen.
Man soll die Zwei-Jahres-Sperren nicht unterschätzen. Aber die wahren Schuldigen sind die Hintermänner. Nach dem Luxemburger Sportgesetz können die haftbar gemacht werden. Aber, soll ich einen internationalen Haftbefehl gegen Bjarne Riis ausstellen lassen? Ich würde nicht weit damit kommen, zumal ohne Beweise."
Tageblatt:Themawechsel: Neben dem Meilenstein Sportlycee stechen in Ihrer Amtszeit vor allem zwei Infrastrukturen hervor, das Fußballstadion und die Bahnrad-Piste. Wie schwierig war die Realisierung beider Projekte?
Jeannot Krecké: "Sehr schwierig. Und es gibt noch immer Gegenwind."
Tageblatt: Vor allem beim Stadion?
Jeannot Krecké:"Ja, es gibt noch immer Leute, die sagen: 'Was machen wir mit einem Fußballstadion?' Dabei vergessen sie gerne, dass es den Staat mit Ausnahme der Beteiligung an den Unterhaltskosten nichts kostet."
Tageblatt:Warum fiel die Wahl auf Liwingen?
Jeannot Krecké: "Zunächst einmal musste die Bestandsaufnahme mit den 'plans sectoriels' gemacht werden. Es blieben ungefähr 15 mögliche Standorte. Die haben wir alle besucht. Nach und nach ist einer nach dem anderen weggefallen. Mit der Anbindung an Autobahn und Schiene blieben nur noch das Midfield-Areal beim 'centre douanier* auf Howald und eben Liwingen. Midfield war mein Favorit, doch dann hätten alle Autobahn-Zubringer umgebaut werden müssen."
Tageblatt: Bei Liwingen gab es Bedenken, v.a. wegen der vielen Überschwemmungen?
Jeannot Krecké:"Es gibt einen Überschwemmungskatalog, da steht das Gebiet nicht drin. Es gibt Überschwemmungen dort, aber die kommen durch die Autobahn. Dem ist im Projekt Rechnung getragen worden. Es wird einen See geben, ein Auffangbecken. Das war keine Überraschung. Es war nur eine Überraschung, wer damit gekommen ist. Das gab es in meiner Amtszeit häufig, dass ausgerechnet der 'Sport' dem 'Sport' im Weg stand."
Tageblatt: Wann steht das Stadion denn?
Jeannot Krecké: "Ich hatte 2012 gesagt, das könnte eng werden. Es hängt davon ab, wie viel Opposition noch kommt und wie lange die Prozeduren dauern. Es gibt auch eine Bürgerinitiative. Es ist schon außergewöhnlich, wie Leute sich für die Umwelt einsetzen. Eine Umwelt, die zwischen der Eisenbahn, einer Nationalstraße und der meist befahrenen Autobahn mit der größten Tankstelle Europas in unmittelbarer Nähe liegt. Und dazwischen liegt also ein Biotop, das schützenswert ist? Aha."
Tageblatt:Nimby ("not in my backyard" - nicht in meinem Hinterhof-Mentalität oder ist es vielmehr der fehlende Stellenwert des Sports? Dass also die Notwendigkeit eines Stadions nicht erkannt wird.
Jeannot Krecké: "Der Stellenwert des Sports hat damit zu tun. Es ist schon merkwürdig, dass man bei allen Projekten die 'noble Seite' suchen muss. 'Chèques-service' ist Kinderbetreuung, bei Kindern geht man nicht dran. Die neue Forschungsabteilung in Eich, das ist Medizin, deren Nutzen stellt man nicht in Frage. Wenn es darum geht, Sportinfrastrukturen für die Bevölkerung zu bauen, heißt es: 'Muss das denn sein?' Wenn aber gesagt wird, die Infrastruktur ist für Jugendliche und Kinder, ist es o.k. Man muss also die 'noble Seite', nicht die Sportseite nehmen. Ich will sagen: Der Sport hat per se nicht genug Stellenwert. Es wird immer gesagt, der Sport ist gut für die Gesundheit, gut fürs Sozialverhalten. Aber es wird nicht gesagt: Sport ist gut für den Menschen, der Mensch braucht Sport. Und so muss man immer um die Ecke denken, wenn etwas realisiert werden soll. Beispiel Bahnrad-Piste, mit einem Verkehregarten für Kinder in der Mitte."
Tageblatt: Abschließend: Hat der Ex-Sportminister all das realisiert, was er sich vorgenommen hatte?
Jeannot Krecké:"Ich glaube, dass ich mehr realisiert habe, als ich mir das zu Beginn der Amtszeit gedacht hatte. Das kann man im Regierungsprogramm von vor fünf Jahren nachlesen. Wir sind jedenfalls viel weiter. Und wenn man das Regierungsprogramm von 2009 liest, dann merkt man, dass das Kapitel Sport auf Kontinuität aufbaut und dass ziemlich präzise beschrieben wird, was noch gemacht werden muss. Und man merkt, dass der Text nicht von jemandem geschrieben wurde, der keine Lust mehr hatte, weiterzumachen."