"Aus Spaß am Sport", Romain Schneider au sujet de la politique des Sports

REVUE: Herr Minister, ständig halten Sie auf Versammlungen und Eröffnungen Reden, verteilen bei Sportveranstaltungen Medaillen. Haben Sie noch Zeit um selber Sport zu treiben?

ROMAIN SCHNEIDER: Das ist schwieriger als sonst. Ich versuche aber zweimal die Woche Fitness zu machen, indem ich das Mittagessen durch Sport treiben ersetze. Auch fahre ich Sonntags zwei bis drei Stunden mit einem guten Freund Rad, wo wir über alles reden, außer Politik, und viel scherzen. Schließlich soll Sport Spaß machen.

REVUE: Die Welt redet nicht von Spaß, sondern von der Finanzkrise. Hat das Land nicht andere Sorgen als den Sport?

ROMAIN SCHNEIDER: Ein Land muss sich in seiner Politik natürlich Prioritäten setzen. Die öffentlichen Finanzen sind in vielen Ländern ein großes Problem. Die Gesellschaft muss aber auch auf anderen Ebenen funktionieren, weshalb für mich die Gesundheit der Bürger ebenso wichtig ist wie die Gesundheit der Finanzen. Als oberste Priorität sehe ich aber in Luxemburg die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Zu viel kann aber auch ungesund sein.

REVUE: Wieso sollte man den Hochleistungssport unterstützen?

ROMAIN SCHNEIDER: Ich unterscheide im Sport drei Niveaus: Den Breitensport, der für jedes Alter offen ist. Dann kommt der gute Amateursport, wozu beispielsweise der luxemburgische Vereinssport gehört, und schließlich der Hochleistungsbereich. Ein Topniveau zu erreichen und sich mit den besten Sportlern zu messen, ist das Ziel jedes Sportlers. Als Idole füngieren die besten Sportler gleichzeitig als Motor, als Werbung für die beiden anderen Bereiche des Sports.

REVUE: Sie haben viele Sportereignisse hautnah verfolgt. Welches hat Ihnen persönlich besonders gut gefallen?

ROMAIN SCHNEIDER: Ich würde gerne drei rezente Beispiele herausgreifen: Die Spiele der kleinen Staaten in Liechtenstein, wo eine ausgezeichnete Stimmung herrschte; es war wie auf einer "kleinen Olympiade". Auch hatte ich das Glück, von der ASO auf den Galibier eingeladen zu werden, wo Andy Schleck eine historische Etappe gewann. Als früherer Fußballspieler gefiel mir auch der 2:1-Sieg gegen Albanien, wo die Fußballfamilie mal wieder einen Sieg in einem offiziellen Spiel feiern konnte.

REVUE: Welche Sportarten mögen Sie?

ROMAIN SCHNEIDER: Ich mag Sportarten mit viel Action und Teamgeist. Aber auch individuelle Sportarten, wo man sich mit den anderen messen kann, wie Laufen, Schwimmen, Radfahren. Manche Sportarten schätzte ich anfangs falsch ein. Zum Beispiel konnte ich in einem Gentlemanturnier zum 50. Verbandsjubiläum Boule und Pétanque spielen, was ich bisher als Ferienaktivität ansah. Bei den anderen Spielern konnte ich erkennen, welches Geschick und Können dahinter steckt. Jede Sportart hat ihren Reiz.

REVUE: Es gibt ein Foto von Ihnen in Jubelpose mit umgehängtem Roten Löwen während der Tour de France. Ist man da noch als Minister unterwegs?

ROMAIN SCHNEIDER: Das war auf der Alpe d'Huez. Die muss man unter den Zuschauern, im Berg erleben, und nicht bei den Funktionären im Ziel. Natürlich hat man immer auch seine offizielle Funktion, aber ich habe mich unter den vielen Luxemburgern eher als Privatperson gesehen.

REVUE: Sie repräsentieren nicht nur, sondern haben viele Dossiers auf dem Schreibtisch. Wie ist der Stand der Dinge: Zum Schulgebäude des Sportlycée

ROMAIN SCHNEIDER: Derzeit wird noch in Containern unterrichtet. Wir sind eigentlich baubereit. Das Institut National des Sports (INS) steht jedoch auf historischem Gelände und archäologische Ausgrabungen verschieben die Bauarbeiten etwas. Anschließend sind für 2014 ein angeschlossenes Internat sowie der Bau einer neuen Sporthalle vorgesehen.

REVUE: Das Gesetz zum Sportlycée?

ROMAIN SCHNEIDER: Ist fertig und wird einem der nächsten Regierungsräte unterbreitet. Auch das Reglement zum Congé sportif und das Réglement des Médico sportif sind fertig. Das Velodrom?

Der auf einer ehemaligen Mülldeponie in Gasperich ausgewählte Standort wurde zu teuer. Wir haben alle Gemeinden des Landes mit einem präzisen Forderungskatalog angeschrieben und mit Mondorf eine Kandidatur erhalten, welche unsere Bedingungen weitgehendst erfüllt. Eine Arbeitsgruppe wertet diese für einen Bericht in den nächsten Wochen aus. Danach fällt eine Entscheidung.

REVUE: Das nationale Stadion in Léiweng?

ROMAIN SCHNEIDER: Dies ist derzeit heiß diskutiert. Ich denke, wenn wir nach den Wahlen nicht mehr mit den Gefühlen der Leute spielen, sondern wieder sachlicher werden, werden wir konkrete und korrekte Lösungen finden. Es ist unbestritten, dass wir ein neues Stadion brauchen.

REVUE: Die Chèques Services Accueil?

ROMAIN SCHNEIDER: Im Bereich Sport war ja das Ziel, eine qualifizierte Betreuung der Kinder zu erreichen. Hier gibt es von Jahr zu Jahr Fortschritte zu verzeichnen. Zur Erinnerung, es fließen momentan 700.000 Euro direkt in die Sportwelt um die Vereine und das "Bénévolat" zu stärken.

REVUE: Wie läuft das Jahr des "Bénévolat"?

ROMAIN SCHNEIDER: Die Freiwilligen leisten gute Arbeit, aber wir brauchen mehr. Gerne erzähle ich dazu meine persönliche Geschichte: Ich habe Fußball gespielt, wurde dann Jugendtrainer, Präsident der Jugendkommission und schließlich Präsident des FC Wiltz 71. Die Werte, die mir der Sport vermittelt hat, versuche ich zurückzugeben. Wenn die früheren Sportler das alle so sehen würden, hätten wir genug Freiwillige. Ein Verein muss eine Familie bleiben, die Spaß bereitet und kein Zwang oder Arbeit ist. Wir brauchen mehr Identifikation. Dazu gehören auch gemeinsame Unternehmungen abseits des Sports.

REVUE: Ihr Vorgänger Jeannot Krecké half bei der Gründung mit und Lucien Lux ist weiterhin Vorstandsmitglied. Inwieweit ist das Sportministerium noch beim Profiteam Leopard involviert?

ROMAIN SCHNEIDER: Jeannot Krecké war gleichzeitig Sport und Wirtschaftsminister. Dadurch sein Interesse an der Entstehung einer luxemburgischen Profi-Radmannschaft, mit luxemburgischer Identität und vorwiegend luxemburgischem Kapital. Als jetziger Sportminister begrüße ich die Gründung dieser Mannschaft. 2012 wird es nur noch vier, fünf große Mannschaften geben. Mit dem aktuellen Budget hätte das Team Probleme sportlich zu bestehen, sodass die Hinzuziehung neuer Sponsoren notwendig war. Wir haben mit Andy und Frank Schleck zwei Fahrer unter den weltweiten Top Ten, mit denen ich im engen persönlichen Kontakt stehe, so wie mit etlichen anderen Sportlern auch.

REVUE: Sie sind gleichzeitig zuständig für die Landwirtschaft, die Solidarwirtschaft und den Sport. Welche Vorteile ziehen Sie aus dieser Ressortverbindung?

ROMAIN SCHNEIDER: Die Resultate der Universität Karlsruhe in Bezug auf Bewegung und Ernährung bei Jugendlichen haben noch einmal gezeigt, dass das Problem von Unbeweglichkeit und Fettleibigkeit bei Jugendlichen stark vorhanden ist, dies trotz zahlreicher Initiativen verschiedener Ministerien. Neben meinen Ministerien Landwirtschaft und Sport waren Familie, Gesundheit und Erziehung involviert. Mittlerweile haben wir "Gesond lessen, Méi Bewegen" zum nationalen Plan erhoben. Damit ist die gesamte Regierung involviert und andere Ressorts wie Transport und Inneres können mithelfen, damit wir wieder eine gesunde Gesellschaft werden, in der die Bewegung im Mittelpunkt steht.

Membre du gouvernement

SCHNEIDER Romain

Date de l'événement

05.10.2011

Type(s)

gouv:tags_type_event/interview