Étienne Schneider au sujet du domaine de la logistique au Luxembourg

Tageblatt: Warum soll ausgerechnet die Logistik künftig eine große Rolle in der Luxemburger Wirtschaft spielen?

Étienne Schneider: Die Logistikbranche ist neben den Bio- und Umwelttechnologien und der Informations- und Telekommunikation eine der vier Branchen, die wir in den kommenden Jahren massiv in Luxemburg ausbauen wollen. Zum einen favorisiert uns unsere geografische Lage und eine bereits vorhandene gute Verkehrsinfrastruktur und zum anderen ist es gerade die Logistik, die künftig vielen, vor allem weniger qualifizierten Menschen einen Arbeitsplatz bieten wird. Natürlich gibt es auch in der Logistik Jobs für Hochqualifizierte, aber bei der Logistik geht es mir sehr darum, Menschen mit geringerer Qualifikation in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Tageblatt: Sie wollen neue Firmen aus der Logistikbranche nach Luxemburg holen. Der Umstand, dass Luxemburg durchschnittlich höhere Löhne hat als die Nachbarländer, hält das nicht gerade Unternehmen ab, die hauptsächlich geringer qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen?

Étienne Schneider: Nein. Die Zahlen zeigen ja genau das Gegenteil. Als wir 2006 beschlossen haben, die Logistik massiv auszubauen, beschäftigte die Branche im Land 11.000 Mitarbeiter, im Jahr 2011 waren es bereits 13.000, Tendenz steigend. Im Jahr 2006 hatten wir 694 Logistikbetriebe im Land, 2011 waren es bereits rund 800. Und auch hier ist die Tendenz steigend. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: das türkische Unternehmen Mars Logistics ist erst seit dem vergangenen Jahr hier in Luxemburg. Jetzt haben sie mitgeteilt, dass sie ihre Aktivität bei uns verdreifachen wollen. Kürzlich habe ich in der Türkei mit ihnen über eine geplante Verdreifachung ihrer Aktivitäten verhandelt.

Tageblatt: Mit wie viel neuen Arbeitsplätzen rechnen Sie mittelfristig für Luxemburg?

Étienne Schneider: Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020, und das sind immerhin nur noch knapp über sechs Jahre, bis zu 5.000 neue Arbeitsplätze in der Logistik entstehen werden. Wir werden alles daransetzen, dass die meisten dieser neuen Jobs an Menschen gehen, die in Luxemburg leben, was auch die Arbeitslosenzahlen bei uns wieder nach unten drücken wird.

Tageblatt: Verlassen auch Firmen aus der Branche Luxemburg wieder?

Étienne Schneider: Nein, im Gegenteil. Wir haben eine ganze Reihe von Firmen, die sich vor ein paar Jahren in Luxemburg angesiedelt haben und jetzt ausbauen wollen. Dazu gehört, wie schon erwähnt, die Mars Logistics, Transalliance oder Expeditors International. Immer mehr Logistikunternehmen werden mittlerweile auf Luxemburg als Logistikstandort aufmerksam und wollen kommen. Natürlich machen wir auch auf unseren Wirtschaftsmissionen immer intensiv Werbung für den Standort Luxemburg, um weitere Firmen hierher zu holen.

Tageblatt: Im lothringischen IIlange ist ebenfalls ein Logistikhub geplant. Macht das Luxemburg nicht Konkurrenz?

Étienne Schneider: Ich habe erst vor Kurzem mit dem französischen Botschafter über Illange gesprochen, ob wir da nicht zusammenarbeiten könnten. Illange ist aber nur zum Teil Konkurrenz für Luxemburg, vor allem ist es komplementär. Außerdem sind wir dabei, auf dem ehemaligen WSA-Gelände in Bettemburg/Düdelingen massiv zu bauen, in Illange steht noch nicht einmal ein Bagger. Deswegen mache ich mir darüber keine großen Sorgen.

Tageblatt: In Luxemburg soll vor allem auch eine Logistik mit hohem Mehrwert entstehen.

Étienne Schneider: Ja, unser Ziel ist es, einen Sektor mit einem hohem Mehrwert aufzubauen. Da gehört beispielsweise die Pharma-Logistik dazu. Hier muss Transport und Umschlag so organisiert sein, dass die Produkte keine Temperaturschwankungen erleiden. Der Vorteil der Pharma-Logistik ist, dass die Branche unabhängig von der Konjunktur ist, da die Bevölkerung in Europa immer älter wird und daher immer mehr medizinische Waren benötigt werden, unabhängig von der allgemeinen Wirtschaftslage. Deswegen ist die Pharma-Logistik für uns von besonderer Bedeutung. Auch die Elektronik-Logistik wollen wir stark ausbauen.

Tageblatt: Was sagen Sie zu den Befürchtungen vieler Menschen, dass mit dem Ausbau der Logistik das Verkehrsaufkommen steigen wird?

Étienne Schneider: Wir wollen verstärkt auf den Schienenverkehr beim Gütertransport zurückgreifen. Der - Transport mit dem Lkw wird an Bedeutung verlieren. Denn erstens gibt es in immer mehr Ländern eine Lkw-Maut, und zweitens kommen die Lkws bei dem dichten Verkehrsaufkommen immer langsamer voran, so dass es für die Spediteure immer kostspieliger wird, Güter auf der Straße zu transportieren. Nehmen wir die Strecke vom größten europäischen Güterhafen, Rotterdam, bis nach Luxemburg. Die Straßen sind so verstopft, dass es sich immer weniger lohnt, Waren mit dem Lkw zu befördern. Deswegen sind wir mit CFL Multimodal sehr gut aufgestellt. Die Stunde des Zugs hat geschlagen.

Tageblatt: Wie steht es um die Luftfracht?

Étienne Schneider: Die Zahlen für die ersten sieben Monate von 2013 deuten darauf hin, dass die Luftfracht wieder eine positive Tendenz zeigt. Noch kann Cargolux das Vorkrisenniveau, den Höchstwert von 857.000 Tonnen, allerdings nicht erreichen. Im vergangenen Jahr machte die Cargolux einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Gegenwärtig haben wir 16 Luftfrachtgesellschaften, die den Findel anfliegen und die sich mir gegenüber als sehr zufrieden mit dem Logistikstandort Luxemburg zeigen. Immer mehr Gesellschaften wollen deswegen auch ins Großherzogtum kommen.

Tageblatt: Wie entwickelt sich der Hafen in Mertert?

Étienne Schneider: Auch der Hafen ist deutlich im Plus. Im Jahr 2009 wurden rund 988.000 Tonnen umgeschlagen, für 2013 werden wir wohl auf fast 1,1 Millionen Tonnen kommen. Das entspricht einem Plus von rund 10,6 Prozent.

Tageblatt: Ein wichtiger Baustein in der Logistikbranche ist der Freeport, der gegenwärtig auf dem Findel entsteht. Warum?

Étienne Schneider: Mit dem künftigen Freeport auf Findel verschaffen wir uns einen deutlichen Wettbewerbsvorteil. Dieses Projekt integriert sich optimal in unsere Strategie, die Logistikbranche in eine Multi-Produktspezialisierung zu entwickeln. Außerdem gibt es keine vergleichbare Infrastruktur in der EU. Die Konkurrenz aus der Schweiz wird darüber hinaus blass aussehen, wenn diese neue Einrichtung auf Findel ihre Pforten nächstes Jahr öffnen wird.

Dernière mise à jour