Claude Meisch au sujet de ses priorités en matière d'éducation

"Wir sind heute mit den negativen Auswirkungen der Reform in der Berufsausbildung konfrontiert"

"Sparen ist notwendig, aber auch kein Selbstzweck - man muss auch noch Politik gestalten können. Es ist eine Priorität der Regierung, in der Erziehung eine Reihe von Problemen zu lösen. Das wird nicht ganz ohne Geld funktionieren. Allerdings wird es auch in diesem Ministerium ein Screening geben und wir werden schauen, durch welche politischen Entscheidungen mit weniger Geld bessere Resultate erzielt werden können"

Lëtzebuerger Journal: In den vergangenen Wochen haben Sie sich mit Lehrer-, Eltern -und Schülervereinigungen getroffen. Wie sind diese Gespräche verlaufen?

Claude Meisch: Die Atmosphäre dieser Gespräche war korrekt im Ton, es war eher eine erste Kontaktaufnahme, ohne dass sich direkt in einzelnen Punkten verhakt wurde. Wobei ich weiß, dass es in den kommenden Monaten und Jahren sicherlich Meinungsverschiedenheiten geben wird. Das ist ganz normal. Allerdings muss man eine Arbeitsmethode entwickeln und einen Weg finden, so dass man, auch wenn man unterschiedlicher Ansichten ist, sachlich miteinander diskutieren kann. Die ersten Gespräche waren deshalb wichtig, um an diesem Arbeitsklima zu arbeiten und das dafür notwendige Vertrauen Stück für Stück aufzubauen.

Lëtzebuerger Journal: Man hat den Eindruck, dass die Reform im Öffentlichen Dienst hin und wieder mit der Schulreform vermischt wurde. Hemmt das nicht die Arbeit?

Claude Meisch: Ich denke, dass im Bildungswesen nicht unbedingt auf die Reform im Öffentlichen Dienst gewartet wurde. Die Bildung ist aber ein Teil der "Fonction Publique", personalmäßig sogar etwa die Hälfte. Ich finde es normal, dass wenn über die Einführung eines Bewertungssystems nachgedacht wird, ein Teil der "Fonction Publique" nicht ausgeschlossen werden kann. Andererseits muss bedacht werden, dass sich eine Bewertung in der Schule von der in einer Verwaltung unterscheidet. Die Regierung hat gesagt, sie wolle die Reform "en bloc" umsetzen, wobei man das kritische Gutachten des Staatsrats berücksichtigen sollte. Wir müssen jetzt die Reaktion der Regierung als Ganzes abwarten und dann als Bildungsministerium versuchen, die Reform in eine sinnvollere Richtung zu bewegen, die der Arbeitswirklichkeit stärker entspricht. Generell muss man auch sagen, dass dieses Projekt viele Ressourcen zu benötigen riskiert, wo derzeit viel über Budgets und Posten geredet wird.

Lëtzebuerger Journal: Wie sieht der Zeitplan für die weiteren Anpassungen in der Grundschule aus?

Claude Meisch: Generell sagen wir: Überlegen ist besser als Dinge zu überstürzen. Wir wollen in zwei Etappen verfahren. Erstens einen Vorschlag ausarbeiten und den Dialog pflegen, daran arbeiten wir derzeit. Dann wäre es vorstellbar, dass wir diese Änderungen zum nächsten Schuljahr in mehreren Pilotschulen testen. Mit diesen Erfahrungswerten und dem Feedback aus den Schulen könnte dann die Umsetzung in allen Schulen zur darauffolgenden "Rentrée" erfolgen. Viel schneller wird es nicht gehen, wir sollten überlegt vorgehen. Man kann den Vorwurf aufbringen, dass es in der Vergangenheit hin und wieder darum ging, etwas zu verändern und auch schnell zu verändern und am Ende musste man feststellen, dass man es besser hätte überdenken sollen. Wir sind heute mit den negativen Auswirkungen der Reform in der Berufsausbildung konfrontiert, wo es vielleicht besser gewesen wäre, weitere Überlegungen anzustrengen und auch Warnungen ernst zu nehmen. Das müssen wir jetzt nachholen.

Lëtzebuerger Journal: Wie holt man das nach?

Claude Meisch: In zwei Etappen. Erstens indem wir zusehen, dass wir für die Schüler, die derzeit in der Luft hängen, schnell eine Lösung finden. Das ist eine der Prioritäten von André Bauler, eine Lösung zu finden, die "Modules de rattrapages" auf eine sinnvolle Art und Weise nachholen zu können. Dann gibt es noch andere Punkte, für die wir uns aber mehr Zeit nehmen können. Die Orientierung vor der Berufsausbildung kann Probleme bereiten. Es gibt viele Schüler, die eine Ausbildung beginnen, dann wieder abbrechen, wieder etwas Neues machen. Das kostet Zeit und Ressourcen. Die Orientierung muss besser werden, vor allem im modularen System, das dem Schüler relativ viel abverlangt.

Lëtzebuerger Journal: Im Regierungsprogramm sind auch regionale Anlaufstellen vorgesehen, die die "Maison de l'Orientation" unterstützen sollen. Wie kann man sich das vorstellen?

Claude Meisch: Zur von der Vorgängerregierung geschaffenen "Maison de I'Orientation" stellen sich eine Reihe struktureller Fragen, wo es zunächst darum geht, das Zusammenspiel der verschiedenen Verwaltungen und Ministerien in eine definitivere Struktur zu überführen. Es stellt sich auch die Frage, ob die "Maison de l‘Orientation - an ihrem aktuellen Standort gut funktioniert. Erst dann kann eine Dezentralisierung ins Auge gefasst werden, wobei es ja eine Reihe von Partnern gibt, die bereits dezentral funktionieren: Die AU, der SNJ oder die Adern. Es geht in Zukunft also darum, Doppelarbeit zu vermeiden und über die bestehenden Netzwerke verschiedene Dienste mitanzubieten. Wir stehen auch in engem Kontakt mit Arbeitsminister Nicolas Schmit, wie die alltäglichen Arbeitsabläufe verbessert werden können.

Lëtzebuerger Journal: Im Regierungsprogramm ist auch vorgesehen, dass die Programmkommissionen professionalisiert werden und Experten herbeigezogen werden können, um verschiedene Auskünfte zu geben.

Claude Meisch: Eine Professionalisierung macht heute Sinn, weil viele Lehrkräfte diese Arbeit nebenher machen. Das soll nicht abgeschafft werden, weil die Lehrer die Realität in den Klassen kennen. Wenn aber zusätzliche Ressourcen notwendig sind, dann halte ich es für wichtig, dass diese beantragt werden können. Wir wollen aber auch eine nationale Programmkommission einsetzen, denn wir brauchen Kohärenz. Kohärenz zwischen den Fächern oder auch zwischen dem "Primaire" und dem "Secondaire", wo es immer noch einen Graben gibt, der vielen Schülern Probleme bereitet.

Lëtzebuerger Journal: Wie schwer ist es, zehn Prozent in Ihrem Ministerium einzusparen?

Claude Meisch: Sparen ist notwendig, aber auch kein Selbstzweck - man muss auch noch Politik gestalten können. Es ist eine Priorität der Regierung, in der Erziehung eine Reihe von Problemen zu lösen. Das wird nicht ganz ohne Geld funktionieren. Allerdings wird es auch in diesem Ministerium ein Screening geben und wir werden schauen, durch welche politischen Entscheidungen mit weniger Geld bessere Resultate erzielt werden können. Wir haben auch Anstrengungen unternommen, unser Funktionsbudget zu kürzen und wir sehen auch Möglichkeiten, durch die eine oder andere Gesetzesänderung substantielle Summen einzusparen, ohne dass die Folgen extrem schmerzhaft wären.

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