Interview von François Bausch mit dem Lëtzebuerger Journal

"China-Vorteil ausbauen"

Interview: Lëtzebuerger Journal (Cordelia Chaton, Harald Ehren)

Lëtzebuerger Journal: Warum ist Luxemburg hier?

François Bausch: China ist nicht nur als Land ein unglaublich wichtiger Markt, sondern auch der wichtigste Punkt, um den ganzen asiatischen Raum abzudecken. Asien, vor allem Südostasien ist meiner Meinung nach der Markt dieses Jahrhunderts schlechthin. Mit dem Vorsprung, den wir als Land haben durch die Kontakte unserer Unternehmen, haben wir ein großes Interesse daran, hier vor Ort präsent zu sein, um den strategischen Vorteil weiter auszubauen.

Lëtzebuerger Journal: Genießt Luxemburg in China einen Vertrauensvorsprung vor seinen großen Nachbarn in Europa?

François Bausch: In Luxemburg haben wir vielleicht weniger Berührungsängste im persönlichen Umgang. Ich selbst bin oft hier in China, um den persönlichen Kontakt zu pflegen, nicht nur zu den Unternehmen, sondern auch zu den offiziellen Stellen wie den regionalen Gouverneuren. Die Vertrauensbasis ist extrem wichtig. Man kann hier nicht einfach hereinspazieren und Geschäfte machen und erwarten, dass von heute und morgen alles rund läuft. Bei uns geht viel über Gespräche, weniger über Verträge.

Lëtzebuerger Journal: Liegt das auch daran, dass Luxemburg die Juniorperspektive einnimmt?

François Bausch: Jeder, vor allem Politiker, [ist] hier gut beraten, eine offene Haltung einzunehmen und bescheiden aufzutreten. Wir haben nicht solche Interessenskonflikte wie Deutschland oder Frankreich aufgrund von Konkurrenzunternehmen. Es gibt in Luxemburg eine Traditition, uns sehr stark dafür zu intressieren, was im Ausland läuft. Wir sind sehr klein und vielsprachig und müssen über die Grenze schauen. Darüber hinaus haben wir eine gewisse Distanz.

Lëtzebuerger Journal: Sie bauen nicht nur zu Cargolux-Beziehung auf, sondern es gibt auch eine neue Bahnverbindung. Wie muss man sich das vorstellen?

François Bausch: Der Logistikstand Luxemburg ist multimodal aufgebaut. Wir haben auf der einen Seite Cargolux und den Flughafen, auf der anderen Seite Bettemburg, wo zu Zeit die neue Struktur der Bahn mit CFL Multimodal entsteht. Natürlich sind wir interessiert daran, dass es ein Drehkreuz wird, vor allem nach Südeuropa und Frankreich, aber nicht nur. Da arbeiten wir zum Teil auch mit Deutschland zusammen, beispielsweise mit dem Binnenhafen in Duisburg, das ist nicht nur eine Konkurrenz zum Ausland. Darüber hinaus haben wir als Land auch noch den Anschluss auf dem Schiffsweg. Die Idee ist, es auf den drei Ebenen Flug, Bahn und Schiff aufzubauen. Deshalb ist der gemeinsame Auftritt so wichtig. Das machen wir verstärkt.

Lëtzebuerger Journal: Der Flughafen Hahn wird jetzt von Shanghai Yiqian Trading übernommen. Wie sehen Sie das?

François Bausch: Ich habe daran nie geglaubt, dass HNCA dorthin gehen wird. Das hat sich ja auch bestätigt. Auch mit HNA gab es nie Verhandlungen. Ich sehe die Strategie nicht, auch nicht mit Yangtze River. Für Luxemburg ist das nicht wichtig. Das Frachtvolumen eines Jahres von Hahn ist das, was wir allein nach Zhengzhou fliegen. Daher sehe ich das sehr gelassen. In Europa gibt es eine riesige Umstrukturierung bei den Flughäfen, die ist zum Teil auch gewollt, weil es zu viele Landesflughäfen gibt. Wir haben die besseren Voraussetzungen, sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft.

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