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Interview von Carole Dieschbourg mit dem Luxemburger Wort "Es ist in der Tat ein sehr großer Schritt in die Richtung, die wir uns gewünscht haben"
Interview: Luxemburger Wort (Jacques Ganser)
Luxemburger Wort: Die Klimakonferenz in Marrakesch ist zu Ende. Allgemein gab es bisher sehr zufriedenstellende Kommentare. Wie sieht Ihre Bilanz aus?
Carole Dieschbourg: Sehr positiv. Viele der Redner haben zum Schluss der Konferenz festgestellt, dass wir mit einer bis dahin noch nicht erlebten Geschwindigkeit zu einem Abschluss gekommen sind. Es ist in der Tat ein sehr großer Schritt in die Richtung, die wir uns gewünscht haben, d.h. dass wir uns einen präzisen Zeitplan gegeben haben, um die Pariser Beschlüsse umzusetzen. In dieser Hinsicht war Marrakesch eine wichtige Etappe.
Luxemburger Wort: Welche konkreten Fortschritte sind denn zu verzeichnen?
Carole Dieschbourg: Es sind neben den bereits ratifizierten Entscheidungen in rund 111 Staaten vor allem die klaren Zusagen weiterer Staaten im Kampf gegen den Klimawandel, welche als großer Fortschritt gewertet werden können. Dies gilt sowohl für die Bereitstellung der Finanzmittel als auch für das Engagement der kleineren, vom Klimawandel bereits betroffenen Staaten, wie zum Beispiel den Fidschi-Inseln.
Luxemburger Wort: Es waren diesmal besonders diese kleinen Staaten, die sich durch Verhandlungsdruck hervortaten?
Carole Dieschbourg: In der Tat. Die Interessen dieser kleineren Staaten, aber auch des daran gebundenen Schutzes der Menschenrechte sind Punkte, bei denen sich Luxemburg besonders hervorgetan hat. Die Auswirkungen des Klimawandels haben ja auch eine soziale Komponente, weil meistens die am schlimmsten betroffen sind, die am wenigsten besitzen. Deshalb spielt die Chancengleichheit eine wichtige Rolle, Luxemburg hat diesen Diskussionen weiteren Auftrieb gegeben. Es geht auch darum, im Sinne des Klimaschutzes Entscheidungen zu verhindern, welche in die falsche Richtung gehen würden und zum Beispiel eingeborene Völker aus ihrer angestammten Heimat vertreiben. Zusammen mit Finnland, Schweden und Belgien haben wir versucht, diese Diskussion weiter mit Leben zu füllen und diesen Völkern ein Mitspracherecht zu geben.
Luxemburger Wort: Klimaschutz bedeutet aber auch finanzielles Engagement. Welche Fortschritte gab es in dieser Frage?
Carole Dieschbourg: In unserer Delegation war auch eine Vertreterin des Finanzministeriums. Luxemburg arbeitet dort vorbildlich, wir wurden auch für unseren finanziellen Beitrag von jährlich fünf Millionen Euro, die wir letztes Jahr in Aussicht gestellt haben, gelobt. Der Climate Fund dient ja dazu, Projekte zu finanzieren, welche die negativen Auswirkungen des Klimawandels in Grenzen halten sollen. Dazu gehören zum Beispiel Hochwasserdämme oder verbesserte Wetterprognosen. Hier sieht man die konkreten Fortschritte am besten. Wir haben auch das Modell der Finanzplattform vorgestellt, das wir zusammen mit der europäischen Investitionsbank ausgearbeitet haben. Es geht dabei um innovative Großprojekte, welche dem Klimawandel entgegenwirken und auch potenzielle private Investoren anziehen sollen. Wir müssen diese mit ins Boot nehmen, weil die öffentlichen Gelder dafür nicht ausreichen. Die Luxemburger Investitionsplattform könnte dabei ein Vorbild für ähnliche Projekte im Ausland werden. Diese sogenannten grünen Investments stießen hier auf großes Interesse und dürften auch auf dem Finanzplatz Luxemburg eine Rolle spielen.