Interview von François Bausch im Tageblatt online

Radargeräte waren die richtige Entscheidung

Interview: Tageblatt online

Tageblatt online: Herr Bausch, woran sterben die Menschen auf den luxemburgischen Straßen? 

François Bausch: Wir haben hier in Luxemburg zwei Hauptursachen. Geschwindigkeit und Alkohol. Sehr oft auch die beiden kombiniert. In letzter Zeit tritt eine dritte Ursache immer öfter auf: das Handy. Wir müssen da noch weitere Analysen machen, aber die Berichte über die Gefahr des Handys häufen sich. 

Tageblatt online: Handys gibt es schon lange. Woher kommt nun die Erkenntnis, dass Mobiltelefone eine so wichtige Ursache sind? 

François Bausch: Es gibt einerseits internationale Statistiken, die das belegen. Andererseits hat die Polizei nach einer Kampagne zu dem Thema in diesem Jahr stärker kontrolliert. Es ist krass, wie oft die Menschen ihr Handy ohne Freisprechanlage benutzen. Besonders gefährlich: Nachrichten schreiben. Kürzlich wollte ich auf dem Kirchberg über die Straße gehen. Ein Autofahrer ist durch Rot gerast. Ich habe gesehen, dass er dabei war, eine SMS zu schreiben. Vor anderthalb Jahren haben wir die Strafen verschärft. Mittlerweile kostet es 145 Euro und zwei Punkte, wenn man beim Fahren mit dem Handy spielt. 

Tageblatt online: Was ist wichtiger: Prävention oder Strafe? 

François Bausch: Immer beides. Es ist wichtig, die Regeln zu verschärfen. Es ist aber auch wichtig, zu kontrollieren. 

Tageblatt online: Eines Ihrer großen politischen Projekte ist die Tram. Befürchten Sie nicht, dass es weitere Unfälle wegen dieses neuen Verkehrsteilnehmers geben könnte? 

François Bausch: Jedes Verkehrsmittel auf der Straße kann in einen Unfall verwickelt werden. Das gilt auch für die Tram. Sie wird aber außer auf Kreuzungen nicht mit den Fahrbahnen von anderen Verkehrsmitteln in Kontakt kommen und bei den Kreuzungen wurden Ampeln aufgestellt. Wir haben über Kampagnen versucht, die Menschen über die Tram als neuen Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Besonders wichtig ist das bei Fußgängern. Früher haben die Trams Lärm gemacht. Heute hört man sie nicht mehr. 
Die Fahrer haben zwar eine Glocke, um Fußgänger zu warnen, trotzdem sind die Menschen nicht an eine so stille Tram gewohnt. 

Tageblatt online: Wie schnell wird die Tram fahren? 

François Bausch: Sie kann bis zu 70 Stundenkilometer fahren. So schnell wird sie aber nur auf der Strecke vom Kirchberg bis zum Flughafen rollen, weil sie dort aus der Stadt herausfährt. In der Stadt wird sie mit 30 bis 50 km/h fahren. 

Tageblatt online: Ein anderes Ihrer Projekte waren die festen Radargeräte. Halten Sie die Einführung noch immer für die richtige Entscheidung? 

François Bausch: Absolut. Die Polizei hat mir bestätigt, dass die Fahrer generell langsamer fahren. Was nicht vergessen werden darf: Ein Radargerät hat eine präventive Funktion. Es steht ja nicht da, damit die Leute mit erhöhter Geschwindigkeit geblitzt werden, sondern damit sie sich an die Geschwindigkeiten halten. Seit der Aufstellung der Radargeräte ist die Zahl der Unfälle rückläufig. Wenn es bis zum Ende des Jahres weitergeht wie bisher, wird es auch in diesem Jahr wieder weniger Unfälle geben als im Jahr davor. Wir sind also auf dem richtigen Weg und die Radargeräte haben sicherlich dazu beigetragen. 

Tageblatt online: Nachdem an einem Wochenende mehrere Motorradfahrer in Luxemburg gestorben sind, hatten Sie über Twitter mehr Polizeikontrollen gefordert. Wurde das umgesetzt? 

François Bausch: Die Polizei hat tatsächlich im Nachhinein mehr kontrolliert. Wir hatten in diesem Jahr gleich zum Auftakt der Saison viele Motorradunfälle. Ich habe die Zahlen jetzt nicht bei Hand, habe aber das Gefühl, dass die Zahl der Unfälle danach zurückging. Wir wollen auch noch weitere Maßnahmen einführen, wie beispielsweise eine bessere Markierung und mehr Informationskampagnen. Auch im Alkoholbereich wurden mehr Kontrollen durchgeführt. Wir haben festgestellt, dass das wirkt. In diesem Bereich sind auch die Alternativen wichtig. Dafür haben wir das Budget der Nachtbusse erhöht. Auch die CFL fährt auf verschiedenen Strecken später in der Nacht als davor. Das wollen wir auch noch weiter ausbauen. 

Tageblatt online: Als Transportminister macht man sich schnell unbeliebt. Befürchten Sie nicht, dass Ihre Maßnahmen die Wähler verprellen könnten? Immerhin sind in einem Jahr Parlamentswahlen. 

François Bausch: Ich glaube, dass die Leute Politiker wollen, die Entscheidungen treffen und den Mut haben, auch mal Entscheidungen zu treffen, die ein gewisses politisches Risiko hegen. 

Das ist auch meine Art und Weise, zu funktionieren. Es geht nicht darum, mit der Dampfwalze über die Menschen zu fahren, aber ich denke, dass die Menschen solche Entscheidungen begrüßen, wenn alles kohärent ist. 

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