Rede des Staatsministers Jean-Claude Juncker im Palais anläßlich der Abdankung des Großherzogs Jean am 7. Oktober 2000 (deutsche Übersetzung)

Königliche Hoheit,

im stürmischen Auf und Ab des Lebens gibt es Momente, in denen man inne hält, in denen man um sich blickt, um herauszufinden, wo man eigentlich steht; Momente, in denen man in sich hinein horcht, um zu spüren, wer man ist.

Das ist so im Leben der Menschen. Und nicht anders ist es im Leben von Nationen.

Heute ist so ein Tag, für Sie und für uns alle.

Ich möchte Ihnen heute  – am Tag des Thronwechsels – und hier – in Ihrem Palais – im Namen aller Luxemburger und im Namen aller Mitmenschen, die mit uns zusammen leben, ein paar Gedanken überbringen. Es sind die Gedanken des ganzen Landes.

Wir hätten Ihnen gerne vor Ihrer Abdankung ein herzliches Auf Wiedersehen gesagt. Wegen des Unfalls Ihres Sohnes, dem Prinzen Guillaume, konnten wir das nun nicht wie geplant machen. Sie wissen, dass es unser Wunsch ist, dass der Prinz und seine Frau, Prinzessin Sibilla, bald wieder bei uns sind. Wir vermissen sie.

Ich möchte Ihnen heute im Namen des Landes Danke sagen.

Mit Ihrer Intelligenz und Ihren Talenten standen Ihnen in Ihrem Leben alle Wege offen. Aber Sie haben Ihre Pflicht getan und sind unser Großherzog geworden, so wie es unsere Verfassung vorsieht. Den Dienst, den Sie dem Land geleistet haben, haben Sie gerne geleistet. Sie waren unser Großherzog in guten und in weniger guten Zeiten, in Zeiten, in denen wir vorangekommen sind und in Zeiten, in denen wir nach dem Weg gesucht haben. Sie haben unserem Land die Ruhe gegeben, die es gebraucht hat, um in Harmonie mit sich selbst leben zu können. Sie sind einer von uns, und Sie haben uns nie das Gefühl gegeben, dass Sie anders sind als wir. Nicht nur das luxemburgische Volk als Ganzes hat in Ihnen den Großherzog gesehen. Nein, alle Luxemburger und jeder, der hier im Land lebt, hat und hatte zu Ihnen eine ganz persönliche Beziehung. Nicht nur, weil Sie der Großherzog sind, sondern vor allem, weil Sie es sind.

Sie wissen es so gut wie wir, Sie wissen es besser als wir: ohne die Großherzogin hätten Sie das, was Sie geleistet haben, nicht leisten können. Sie war Ihnen eine Stütze, sie war Ihr rechte Hand. Von dem Tag an, an dem sie nach Luxemburg kam, hat sie uns in ihr Herz geschlossen. Und wir haben sie in unsere Herz geschlossen. Der Dank, der Ihnen gilt, gilt auch ihr.

Der Thronwechsel ist ein Moment der Freude, ja. Wir freuen uns auf den neuen Großherzog und auf die neue Großherzogin. Aber wir sehen Sie nicht gerne ziehen. Wir würden Sie und die Großherzogin gerne oft wiedersehen.

Vor Jahren haben Sie den Luxemburgern zugerufen, dass Sie stolz seien, ihr Großherzog zu sein. Heute sage ich Ihnen stellvertretend für sie alle: Sie, Königliche Hoheit, haben Ihren Weg ohne Fehler zurückgelegt. Sie waren ein guter Großherzog. Wir waren und bleiben stolz auf Sie.

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